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Selfimprovement
Selbstorganisation: So funktioniert sie für Unternehmen und das Team

Selbstorganisation: So funktioniert sie für Unternehmen und das Team

Merle Blankenfeld | 22.01.20

In der neuen Arbeitswelt ist Selbstorganisation ein beliebter werdendes Modell. Was dabei wichtig ist und wie Arbeitgebende und Team an einem Strang ziehen.

Starre Hierarchien und feste Organigramme für eine gesamte Firma findet man in Zeiten von „New Work” immer weniger. Stattdessen arbeiten Unternehmen zunehmend agil und projektbasiert. Auch die Mitarbeiterführung entwickelt sich dahingehend: Einzelne Teammitglieder übernehmen immer mehr Aufgaben, die früher nur den „hohen Tieren” vorbehalten waren. Diese neuen Anforderungen sowohl an die Unternehmensleitung als auch die Mitarbeitenden erfordern neue Regeln der Zusammenarbeit. Chefs müssen ihrem Team mehr Vertrauen entgegenbringen, während alle eigenständiger arbeiten müssen. Das Zauberwort heißt Selbstorganisation.

Was genau bedeutet Selbstorganisation? 

Das Konzept beschreibt etwa der Berater und Führungskräfte-Coach Frederic Laloux in seinem Buch „Reinventing Organization: Ein Leitfaden zur Gestaltung sinnstiftender Formen der Zusammenarbeit”. Er erklärt darin, wie Unternehmen ganzheitlich, selbstorganisierend und sinnerfüllend agieren können.

Der Grundsatz ist: Das Thema Führung ist in das Team integriert, und es wird nicht einfach hierarchisch von oben herab entschieden. Das Team organisiert seine Führung selbst. Was zunächst etwas chaotisch klingen mag, hat aber ein einleuchtendes System: Macht und Führungsaufgaben sind auf alle verteilt. Das Prinzip basiert auf Rollen anstatt auf Personen – die Verantwortung für bestimmte Themen tragen Arbeitnehmende in ihren Rollen und nicht als Person. Diese Rollen können durchaus projektweise unterschiedlich sein. Das Team organisiert sich je nach Aufgabe etwa in Arbeitskreisen, die untereinander vernetzt sind. Alle entscheiden gemeinsam, wie in einem Kreis zusammengearbeitet wird.

Führungskräfte lassen ihren Mitarbeitenden so mehr Freiraum, die Verantwortung ist auf alle verteilt. Je nach Kompetenz und Know-how können so beispielsweise auch Berufseinsteiger für bestimmte Bereiche den Hut auf haben.

Was bringt das Ganze?

Die Vorteile der Selbstorganisation leuchten ein: Das System motiviert die Mitarbeitenden. Sie können ihr Unternehmen, das Projekt und nicht zuletzt ihren eigenen Job mitgestalten. Das führt zu einem Gefühl von stärkerer Wertschätzung und einem höheren Verantwortungsbewusstsein. Einzelne Mitarbeitende haben viel mehr den Eindruck, dass ihr persönliches Tun einen Unterschied macht. Sie verschwinden nicht in der Masse.

Gleichzeitig sind Unternehmen durch diese Organisationsform agil. Sie können schneller auf neue Anforderungen und Umstände reagieren. Sie sind gezwungen, sich immer wieder selbst zu hinterfragen, und alle im Team haben grundsätzlich ein gewisses Mitspracherecht. So können Firmen neue Trends und den Markt mit seinen schnellen Veränderungen automatisch besser im Blick behalten und gegebenenfalls schnell entscheiden, welche internen Änderungen sinnvoll für die gesamte Organisation und/oder das Projekt sind – und welche nicht.

Es geht bei der Selbstorganisation nicht um die 100 Prozent perfekte Lösung, sondern um eine, die in der aktuellen Lage mit den vorhandenen Ressourcen gut umsetzbar und schlicht und einfach gut genug ist.

Selbstorganisation: 3 Tipps für Arbeitgebende

Damit Selbstorganisation gut funktioniert, solltet ihr in eurem Unternehmen ein paar Dinge beachten:

1. Grundlagen und Struktur

Um keine unnötigen Konflikte und Machtkämpfe entstehen zu lassen, solltet ihr die Aufgaben und Zuständigkeiten klar verteilen. Außerdem ist es wichtig, Regeln zu schaffen, innerhalb derer eure Mitarbeitenden selbstständig und eigenverantwortlich agieren. Also etwa: Wie sind die Entscheidungsprozesse, wie viel konkrete Entscheidungskompetenz haben welche einzelnen Rollen, wo gilt das Vier-Augen-Prinzip, und wie genau wird es umgesetzt?

Wichtig ist auch eine Struktur, nach der ihr euch innerhalb eines Projekts regelmäßig selbst hinterfragt und eventuell den Kurs ändert. Entwickelt eine Lernkultur, bleibt flexibel und seid offen für Feedback.

2. Wie sieht die Führung aus?

Verteilt die Aufgaben und Führungsverantwortung sinnvoll. Nur weil es keine hierarchische Top-Down-Führung gibt, müssen trotzdem Entscheidungen getroffen werden. Statt einer einzelnen Person die gesamte Verantwortung übertragen, haben mehrere Kollegen für bestimmte Themen jeweils den Hut auf.

Führungskräfte haben natürlich weiterhin die Aufgabe, ihre Mitarbeitenden zu motivieren und bei Fragen oder Problemen für sie da zu sein. Es geht eher darum, dass sie das Team ermutigen, eigenständig zu denken, zu planen und zu arbeiten und nur im Notfall disziplinarisch oder fachlich einzugreifen.

3. Das A und O: Kommunikation und Transparenz

Damit das System der Selbstorganisation (möglichst) reibungslos funktioniert, müssen alle Mitarbeitenden alle für sie relevanten Informationen haben und Zugriff auf alle Projektstände und Tools haben. Projektmanagement-Tools und regelmäßige kurze Stand-ups, in denen jeder knapp den aktuellen Stand seiner Arbeit wiedergibt, können hier gut unterstützen.

Tipps für Mitarbeitende: So arbeitest du selbstorganisiert

Für Mitarbeitende bringt das System der Selbstorganisation die Chance, mehr Verantwortung zu übernehmen, ihr Unternehmen aktiv mitzugestalten und sich auch selbst immer weiterzuentwickeln. So schaffst du es, deine Arbeit gut zu organisieren und das meiste aus dem Konzept herauszuholen:

1. Wer möchtest du sein?

Unabhängig von deinem fachlichen Aufgabengebiet hast du die Möglichkeit, im Rahmen der Selbstorganisation auch eine ganz andere Rolle zu wählen. Vielleicht hast du etwa Lust, in deinem Arbeitskreis eine führende Rolle zu übernehmen, weil du sehr stark im Projektmanagement bist? Schau hier wirklich ehrlich, was dir liegt und welcher Part in einem selbstorganisierten Arbeitsumfeld am besten zu dir passt.

2. Mach einen Plan

Selbstorganisation bedeutet natürlich auch, dass einzelne Mitarbeitende… genau… sich selbst gut organisieren müssen. Wenn du nicht jedes Teilergebnis deiner Arbeit von deinem Vorgesetzten freigeben lassen musst oder sogar am Beginn des Tages überhaupt erst deine Aufgaben zugeteilt bekommst – wie es einigen Unternehmen mit sehr alten Rollenmodellen vielleicht noch gehandhabt wird –, bist du selbst für deine Timings und dein persönliches Projektmanagement verantwortlich. Teile dir also gut ein, was du wann erledigst, was du mit wem abstimmen musst und welche Abhängigkeiten es möglicherweise gibt. Du bist selbst für das Vorankommen bei deinen Aufgaben verantwortlich. Und dazu gehört selbstverständlich auch, dass du dich an Timings hältst, die für deine Kollegen und deren To-dos notwendig sind.

3. Du bist nicht allein

Vergiss nicht: Nur weil ihr euch innerhalb des Teams selbstorganisiert und Aufgaben sowie Verantwortlichkeiten intern gemeinsam verteilt, musst du nicht alles mit dir allein ausmachen. Wenn Probleme auftauchen, du nicht weiterkommst oder es einen Konflikt gibt, den du allein mit der betreffenden Person nicht lösen kannst, hol dir Hilfe. Sprich entweder mit einer Führungskraft oder – je nach Größe des Unternehmens und Organisationsform – mit der Personalabteilung. Eigenverantwortung und Selbstorganisation bedeuten nicht, dass jeder alles allein schaffen muss.

Kommentare aus der Community

ERP Fan am 22.05.2020 um 12:38 Uhr

Toller Artikel. Auch gibt es sehr gute Programme, welche die Arbeit in einem Unternehmen Unterstürzen. So zum Beispiel ERP Programm, welches vor allem für KMU geeignet ist.

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