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SEO - Suchmaschinenoptimierung
Quellenschwund im Knowledge Graph: Baut Google eigene Wissensdatenbanken?

Quellenschwund im Knowledge Graph: Baut Google eigene Wissensdatenbanken?

Anton Priebe | 23.04.15

Eine Beobachtung beim Knowledge Graph zeigt eine besorgniserregende Praxis von Google - die Bevorteilung der eigenen Inhalte und den Verzicht auf Quellen.

Die Entwicklung bei der Bildübernahme in Googles Knowledge Graph lässt eine unangenehme Zukunftsvision aufkommen. Arbeitet Google an einer Datenbank, die gänzlich ohne Quellen auskommt?

Ein Moderator und seine Beziehung zum Knowledge Graph

Aaron Friedmanis, Director of Innovation der Unternehmensberatung mit dem Fokus auf Digital Reputation Management Five Blocks, machte jüngst eine erstaunliche Entdeckung, die er auf MOZ einem breiteren Publikum vorstellt. Dabei kam ihm eine Entwicklung in der amerikanischen Fernsehlandschaft zu Hilfe. Nachrichtensprecher und NBC-Urgestein Brian Williams wurde suspendiert, nachdem bekannt wurde, dass er in der Vergangenheit Begebenheiten in seiner Funktion als Reporter falsch dargestellt hat. So hatte er während des Irakkriegs 2003 und im Rahmen des Hurricanes Katrina 2005 während seiner Sendezeit angeblich falsche Informationen geliefert, um seine Berichterstattung auszuschmücken, worunter die Glaubwürdigkeit des Senders litt. Um diesem Verlauf zusätzlich entgegenzusteuern, begann der Sender im Februar damit, Bilder des Gesichts der NBC Nightly News von der eigenen Website zu verbannen. Hier witterte Friedmanis die Chance, etwas über Googles Knowledge Graph in Erfahrung zu bringen, um seine Seite für selbigen gezielter optimieren zu können.

Annahmen und Realität

Sein Ausgangspunkt war folgender: Falls die Originalquelle entsprechender Grafiken des Moderators verschwindet, so sollte man annehmen, dass das Bild auch beim Knowledge Graph nicht mehr angezeigt beziehungsweise eine andere Quelle angegeben wird. Friedmanis untersuchte dazu im Februar und April die Quellen, die für Bilder des Google Services genutzt wurden.

Die Unterschiede in der Darstellung sind aufsehenerregend:

© MOZ
Die Google-Suche nach „NBC Nightly News“ im Wandel, © MOZ

Ein Klick auf das Foto führte zwar in beiden Fällen zu der gewohnten Bildersuche von Google, doch ist im April als Quelle gstatic.com angegeben – eine Domain, die dem Suchmaschinenriesen selbst gehört. Weitere Tests zeigten, das die vom Knowledge Graph verwendeten Bilder teilweise gar nicht in der Suche auftauchten. Für manche Grafiken konnte selbst Googles Reverse Image Search keine Quelle aufdecken. Eine Nennung des Autors fehlte.

Dies lässt den Schluss zu, dass Google anscheinend im Begriff ist, eine eigene Bilderdatenbank aufzubauen und davon absieht, auf externe Urheber zu verweisen. Weitere Untersuchungen für den Bereich TV-Sendungen und Filme bestätigten diesen Verdacht, während die Entwicklung in anderen Kategorien (Sport, Schauspieler, Videospiele) hingegen nicht zu erkennen war.

Übernahme von Content – Credit where credit is due

Die Übernahme von Content ohne eine direkte Nennung der Quelle ist ein Trend, der sich auch in anderen Wirkungsfeldern von Google beobachten lässt. So nennt die in den USA bereits gelaunchte Answer-Box teilweise keine Quelle von der die Antwort für eine Frage stammt und der Musikdienst Google Play startet eine Sammlung von Lyrics ohne die Urheber der Texte zu vermerken.

Dies geschieht also mit Inhalten in mehreren Formen und sorgt nicht nur dafür, dass die TV-Sendung als Quelle nicht mehr erkennbar ist. Darüber hinaus ist der Usus, auf die Bildersuche zu verlinken anstatt auf die eigentliche Website, fragwürdig genug. Falls Datenkrake Google nun eine Datenbank für Wissen erschafft, das ohne Urheber auskommt, ziehen dunkle Wolken am Horizont der User auf – und der Gedanke ist gar nicht mal so abwegig. Auch Aaron Friedmanis stört sich nicht nur an den ausbleibenden Möglichkeiten zur Optimierung für die Suchmaschine:

If this is the direction Google is moving, then it is creating all kinds of potential risks for brands and individuals. The implications are a loss of control for any brand that is looking to optimize its Knowledge Graph results. As well, it seems this poses a conflict of interest to Google, whose mission is to organize the world’s information, not license and prioritize it.

Objektive Suchmaschine oder subjektiver Meinungsmacher?

Ein weiteres Problem, das in diesem Kontext deutlich wird, ist die Frage der Objektivität. Besonders die Answer-Box gerät hierbei in die Kritik. So merken User an, dass Google bei der Beantwortung von Fragen eine Position beziehe oder Fakten interpretiere. Doch Subjektivität kann sich eine Suchmaschine nicht erlauben. Wie sollte Google beispielsweise moralische Fragen klären?

© MOZ
Google beantwortet Fragen, © MOZ

Dass Google eigenen Content in den Vordergrund rückt, ist nicht wirklich überraschend. Dazu laufen hierzulande bereits einige Gerichtsverfahren und das wird wohl auch zukünftig nicht ausbleiben. Doch das Ignorieren von Quellen und der Aufbau einer eigenen Wissendatenbank führt zu falschen Aussagen, die nicht mehr auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft werden können. Shelli Walsh von ShellShock weist in den Kommentaren zudem darauf hin, dass Google für den Großteil technisch weniger versierte User das Internet repräsentiert und daher nicht daran gezweifelt wird.

Quelle: MOZ

Kommentare aus der Community

tom am 27.04.2015 um 07:07 Uhr

Also da wird mir schon Angst und Bange. Wird sich das weiterhin bestätigen und verschärfen, ist das wir weg von Ursprungsgedanken der Suchmaschine. Und eine bedauerlicherweise Entwicklung.

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