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Technologie
In 3 Phasen von der Idee zum KI-generierten Key Visual: Der Workflow vom AI-Experten
Mit KI generiertes Key Visual von Solve for Tomorrow 2024

In 3 Phasen von der Idee zum KI-generierten Key Visual: Der Workflow vom AI-Experten

Ein Gastbeitrag von Julian van Dieken | 15.08.24

AI-generierte Grafiken und Experimentieren gehören zusammen! Im Beitrag erfährst du, wie menschliche Kreativität und KI-Tools spielerisch zusammenwirken, um beeindruckende Motive zu gestalten.

Der Weg zur AI-generierten Grafik ist nicht so linear, wie man sich das zunächst vorstellen mag. Gerade dann, wenn ein Visual nicht nur für ein einfaches Banner genutzt werden, sondern über mehrere Wochen und Monate das Programm eines bundesweiten Wettbewerbs repräsentieren soll. Es ist nicht das eine Tool oder der eine Befehl (Prompt) an die AI, der die Realisierung ermöglicht. Sondern vielmehr das Zusammenspiel zwischen menschlicher Kreativität, Experimentierfreude sowie Erfahrung im Umgang und mit den Stärken verschiedener KI-Tools. AI-Experte Julian von Dieken kennt die drei Phasen von der Idee bis zum fertigen Motiv und weiß, welche Hürden es geben kann.

Phase 1: Aufgabe, Ideenfindung und Moodboard Setup

Die Aufgabe: Für Samsung hat Julian das Kampagnen-Visual des Programms Solve for Tomorrow erstellt, einem Ideenwettbewerb, der junge Menschen dabei begleitet, ihre eigenen Ideen für eine bessere Zukunft umzusetzen. Das diesjährige Motto des Wettbewerbs AI for Society war eine Steilvorlage, sich dieser Aufgabe in einer besonderen Art und Weise zu nähern: Die Ideen junger Menschen sind in den kreativen Prozess eingeflossen. Dafür hat Julian einen AI Hackathon durchgeführt. Das Ziel war es, innerhalb weniger Stunden eine kreative Leitidee für das Motiv zu entwickeln und diese zu einem Key Visual auszuarbeiten.
 
Am Anfang steht die Ideenfindung. AI lädt zum Experimentieren ein und es lohnt sich, erst einmal herumzuspielen und die Ideen sprudeln zu lassen: AI for Society, was bedeutet das überhaupt für mich? Welche Themen fallen mir dazu ein? Welche Motive und Bildwelten verbinde ich damit? Ausgestattet mit Lizenzen für ein Tool für visuelle AI machten sich die 25 Hackathon-Teilnehmenden nach kurzer Einführung ans Prompting ihrer ersten Entwürfe. Zunächst mit der Technologie zu experimentieren – ganz ohne Limitationen – ist fester Bestandteil des Prozesses. In nur einer Stunde entstanden bereits die ersten Grafiken, die eine große Bandbreite an Themen abdeckten, wie eine nachhaltigere Zukunft aussehen könnte. Darunter waren Einblicke in futuristisches Stadtleben, Büroszenen, in der Mensch und Technologie eng zusammenarbeiten und der Zug der Zukunft, der niemals Verspätung hat. Die Ergebnisse wurden auf einen großen Screen geworfen und diskutiert. Mittels „Schwarmintelligenz“ entstand so eine Art Crowd Moodboard.

Einige Impulse konnten in die nächste Phase mitgenommen werden: Etwa die enorme Energie, der Enthusiasmus und die unterschiedlichen Strömungen der Teilnehmenden, die sich auch in ihren AI-Bildern widerspiegelte. Zum anderen eine sehr energiegeladene, poppige Farbgebung. Es war letztlich der lebendige Austausch untereinander, der die Inspiration lieferte, dass das Key Visual ein einprägsames Gesicht als Motiv haben könnte.   

Was diese Phase ausmacht: Erstellen, verwerfen, nochmal neu denken, prompten und erneut erstellen. Genau dieser Prozess gehört für AI-Expert:innen dazu – und kann künftig den klassischen Briefing-Prozess ergänzen und auflockern.

Visuals der Teilnehmenden beim AI Hackathon als Crowd Moodboard, © Samsung

Phase 2: Von der Inspiration zum AI Visual

Die Tool-Landschaft im Bereich AI-Bilderstellung ist riesig. Um hier die richtige Wahl zu treffen, hilft es, die Stärken und Schwächen der einzelnen Lösungen zu kennen. Eines der Tools, die sich in den letzten Monaten im Workflow von Julian bewährt haben, ist zum Beispiel Midjourney. Ein wesentlicher Treiber der Weiterentwicklung des Tools ist die starke Community, die ihre Werke mit anderen teilt und Einblicke gibt, wie diese entstanden sind. Sich zunächst tiefer mit den Arbeiten anderer auseinanderzusetzen und darüber die Funktionsweisen des Tools kennenzulernen, ist sehr zu empfehlen. Für den ersten Prompt auf dem Weg zum AI Visual wird auch eine Anleitung zur Verfügung gestellt. So findet man schnell in den Prozess hinein und erhält ein erstes Ergebnis.

Auf Basis der Inspirationen aus Phase eins hat Julian die Idee für ein AI Visual mit menschlichem Gesicht entwickelt und weiter ausgebaut. Wie genau? Mit kleinen Anpassungen im Prompt kann ein Bild realistisch oder wie ein abstraktes Kunstwerk wirken. Auch Kombinationen von zwei Stilrichtungen sind mit wenig Aufwand möglich. Auf dem Weg zum Ergebnis empfiehlt Julian mit extremen Gegensätzen zu spielen. Dadurch kann man sich annähern, welcher Stil sich am besten eignet, um die Botschaft, die das Visual verkörpern soll, zu transportieren.

Was diese Phase ausmacht: Die Funktionsweise verschiedener Tools durch Ausprobieren und Eintauchen in die Communitys kennenlernen. Sich im Prozess das Visual durch Anpassung der Parameter in unterschiedlichen Stilen ausgeben lassen, um sich dem gewünschten Endergebnis anzunähern.

Julian van Dieken experimentiert mit verschiedenen Stilen – von abstrakt bis fotorealistisch, © Samsung

Phase 3: Das manuelle Finetuning

Im nächsten Schritt geht es darum, sich für einen Umsetzungsstil zu entscheiden, den Prompt glattzuziehen und die letzten Details anzupassen. In dieser Phase des Finetunings gilt zunächst, den Prompt nochmal gründlich durchzugehen und ihn von Unsauberkeiten und möglichen Mehrdeutigkeiten aus Phase zwei zu bereinigen. Mit dem sogenannten Negative Prompting kann man beispielsweise bestimmen, welche Inhalte auf dem Bild nicht (mehr) zu sehen sein sollen. Bei Midjourney funktioniert das mit dem „–no“-Parameter. Wenn auf dem Bild beispielsweise eine störende Mauer im Hintergrund zu sehen ist, lautet der Parameter „–no wall“, um diese zu entfernen.

Fester Bestandteil des Workflows ist – Stand jetzt – ein manueller Feinschliff am Ende. Dieser setzt Vorerfahrung mit Bildbearbeitungsprogrammen wie Adobe Photoshop voraus, um das Key Visual final abzurunden und die eigenen Vorstellungen zu 100 Prozent umzusetzen. Mit einer Mischung aus neuen („Generatives Füllen“) und alten Photoshop-Werkzeugen (manueller Fotoretusche) wird schließlich aus dem AI Visual das finale Key Visual.

Was diese Phase ausmacht: Herausfinden, wann das KI-generierte Visual die Anforderungen erfüllt, um es manuell zu verfeinern und so letztlich die markante Note zu verleihen. In dieser Phase sind menschliche Erfahrung und Handwerkszeug entscheidend.

Fertiges AI Visual zum Ideenwettbewerb Solve for Tomorrow von Samsung – das Bild wurde von Julian van Dieken mithilfe Künstlicher Intelligenz erstellt, © Samsung

Fazit

AI verändert den Prozess der Grafikgestaltung von der Ideenfindung bis zum Ergebnis: In der ersten Phase können die verschiedenen Tools einen niedrigschwelligen Zugang bieten, um gemeinsam eine erste Idee zu entwickeln und Projektbeteiligte direkt einzubinden, statt nur über staubige Briefing-Dokumente. Bereits nach einer Stunde entstehen dabei erste Inspirationen, die sich im weiteren Prozess gut iterieren lassen. Der Spieltrieb und die Neugierde beim Entdecken der Tools sollten nicht zu schnell gebremst werden. So ist beim Hackathon auf experimentellem Weg ein Visual entstanden, das den Geist des Ideenwettbewerbs Solve for Tomorrow widerspiegelt. Es visualisiert, dass das Zusammenspiel von AI und menschlicher Kreativität faszinierende Ergebnisse ermöglicht.

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