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Human Resources
Die betriebliche Ausbildung zur Überwindung des Fachkräftemangels

Die betriebliche Ausbildung zur Überwindung des Fachkräftemangels

Ein Gastbeitrag von Oumar Langer | 09.09.22

Die Möglichkeit, Nachwuchskräfte schon früh durch Ausbildungsangebote im Unternehmen zu binden, wird von einigen Unternehmen immer noch unterschätzt. Diese Potentiale bietet die betriebliche Ausbildung für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg.

Auch wenn sowohl die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen als auch die Zahl der Ausbildungsanfänger:innen im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist, mangelt es in vielen Betrieben noch in puncto Nachwuchs. Im folgenden Artikel sollen die Potentiale einer betrieblichen Ausbildung aus unternehmerischer Sicht aufgezeigt werden. Hierfür werden die Herausforderungen des demografischen Wandels, die Wirtschaftlichkeit und weitere Soft-Faktoren einer Ausbildung beleuchtet.

Die betriebliche Ausbildung besteht in der Regel aus einem praktischen Teil im Unternehmen und einem theoretischen in der Berufsschule. Ziel der Ausbildung ist es, die zur Ausübung eines Berufes erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben. Die Suche nach einer passenden Ausbildungsstelle gestaltet sich für junge Menschen allerdings häufig schwierig. Auf der einen Seite wollen möglichst viele junge Menschen schon früh praktische Erfahrungen in den Betrieben sammeln. Auf der anderen Seite bieten viele Unternehmen oft keine zeitgemäßen und attraktiven Ausbildungsoptionen an. Zudem gehen vielen junge Menschen nach dem Schulabschluss zunächst zum Studium über. Dabei bietet die betriebliche Ausbildung aus unternehmerischer Sicht zahlreiche Potentiale.

Generationswechsel in der Arbeitswelt

Der demografische Wandel, die Digitalisierung und vor allem die Diskrepanz zwischen der Generation Z und den anderen Generationen stellt die Zukunft der Ausbildung vor enorme Herausforderungen.

Die Generation Z, also Menschen, die circa zwischen 1995 und 2010 geboren wurden, sind die Fachkräfte von morgen und somit die Zielgruppe des Ausbildungs-Marketings. Ein Problem ist, dass es zu wenige Menschen in der Gen Z gibt, die langfristig den Fachkräftemangel auffangen können. Vor allem, wenn sich die Babyboomer (Menschen, welche zwischen 1946 und 1964 geboren sind) in den nächsten Jahren in die Rente verabschieden, werden sich die Folgen des Fachkräftemangels in vielen Betrieben bemerkbar machen.

Des Weiteren werden trotz der hohen Diversität in der Gen Z vielen Menschen aus dieser Generation Werte wie Gerechtigkeit, Sinnhaftigkeit oder Umweltbewusstsein zugeschrieben.

Betrachtet man Schlagzeilen wie „Wollen nur 3 Tage arbeiten“ (Roland Mack, Geschäftsführer des Europa-Park in Rust) oder „Lieber arbeitslos, als ein sinnloser Job‘‘ (Felix Behm, Generation Z-Experte), so suggerieren diese eine ambitionierte Anspruchshaltung an Jobs. Wenngleich solche Beobachtungen keineswegs pars pro toto stehen sollten.

In Bezug auf ihren Job ist den Menschen aus der Gen Z vor allem Selbstverwirklichung und Spaß an den Aufgaben sehr wichtig. Laut einer Haufe-Studie sollen zudem auch, neben den Themen Nachhaltigkeit und soziales Engagement, eine Offenheit für neue Ideen und Konzepte von großer Relevanz für sie sein.

Um langfristig wettbewerbsfähig zu sein, haben Unternehmen wenig andere Möglichkeiten, als sich diesem Generations- beziehungsweise Wertewandel zu stellen. Denn durch den demografischen Wandel und somit den Alterungsprozess der deutschen Gesellschaft wird der sogenannte War for Talents immer größer werden. Diese Alterung und Schrumpfung der Bevölkerung führt dazu, dass laut dem Statistischen Bundesamt bis 2035 für die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter mit einem Rückgang von bis zu sechs Millionen Menschen gerechnet wird. Folglich wird es in den kommenden Jahren ein immer größer werdendes Angebot an unbesetzten Stellen und ein verhältnismäßig niedriges Angebot an potentiellen Bewerber:innenn geben. Der ursprüngliche Arbeitgeber:innenmarkt entwickelt sich also immer mehr zum Arbeitnehmer:innenmarkt. Die Ausbildung ist somit zwangsläufig eine strategische Antwort auf den wachsenden Fachkräftemangel, um die zukünftigen Fachkräfte schon früh zu binden.

Wirtschaftlichkeit der Ausbildung

Aus einer reinen ökonomischen Sicht lohnt es sich für viele Unternehmen, auszubilden. Zumindest zeigt die Studie des Bundesinstituts für Berufsausbildung deutlich, dass in vielen Fällen Auszubildende schon während ihrer Ausbildung Nettoerträge erwirtschaften. Zudem werden demnach in vielen Betrieben die Ausbildungskosten allein durch den Arbeitseinsatz der Auszubildenden gedeckt.

Ein weiterer Vorteil sind die Einsparungen von Kosten, die bei der Einstellung von externen Fachkräften anfallen würden. Ausbildende Betriebe sparen vor allem Kosten für die Einarbeitung und Weiterbildung der externen Fachkräfte. Externe Fachkräfte ohne langjährige Berufserfahrung brauchen häufig bis zu 270 Tage, um ihren Job auf einem verlässlichen Niveau zu machen. Wohingegen Auszubildende schon während ihrer Ausbildung zielgerichtet auf die Belange des Unternehmens hin ausgebildet werden können. Sie kennen die Arbeitsabläufe bereits gut und verfügen über unternehmensspezifisches Know-how. Sie werden somit schon im Laufe ihrer Ausbildung zur passgenauen Fachkraft. Eine Investition in den Nachwuchs bringt somit auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht die Aussicht auf einen relevanten Return on Investment.

Soft-Faktoren der Ausbildung

Ferner bringen die jungen Nachwuchskräfte meist innovative Ideen und Impulse mit ins Unternehmen. So wurden die diesjährigen Festivalfilialen der Lidl Dienstleistung GmbH & Co KG insbesondere von ihren Auszubildenden aus ganz Deutschland geleitet und dementsprechend auch durch die Azubis auf den Sozialen Plattformen wie TikTok geteilt.

@lidlde Einfach nur heftig gewesen 😍 #festivalvibes #airbeatone #lidlbeatstore #lidllohnsich ♬ Originalton – Lasse Böckmann

Mit ihren oft dynamischen Persönlichkeiten sehen sie zudem auch die betrieblichen Abläufe mit anderen Augen und stellen eventuell den Status quo vieler betrieblicher Prozesse infrage. Speziell im Bereich Digitalisierung können sie die Unternehmen dabei unterstützen, die Herausforderungen der Zukunft anzunehmen.

Ein weiterer Grund, der dafür spricht, auszubilden, ist, dass die Ausbildung für eine höhere und nachhaltigere Identifikation der Mitarbeiter:innen mit dem Unternehmen sorgt. Durch größere Loyalität werden Arbeitnehmer:innen glücklicher und motivierter, sodass auch Fehlzeiten oder Krankheitstage reduziert werden.

Eine Ausbildung fördert zudem das soziale Image eines Unternehmens; denn wer ausbildet, gibt Jugendlichen und (meist jungen) Menschen am Standort eine Zukunftsperspektive und wird der eigenen gesellschaftlichen Verantwortung als Unternehmen gerecht.

Unternehmen und Personaler:innen sollten sich somit animiert fühlen, sich etwas einfallen zu lassen, um für die Generation Z attraktiv zu sein. Vor allem sollten sie versuchen, die Nachwuchskräfte nicht nur zu gewinnen, sondern diese auch langfristig zu binden. Um das zu schaffen, müssen sich Unternehmen dem Generationswandel stellen und versuchen, die Arbeitnehmer:innen von morgen zu verstehen.

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