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Karrieretipps
Wie es ist, nach 20 Jahren nochmal ein Start-up zu gründen

Wie es ist, nach 20 Jahren nochmal ein Start-up zu gründen

Ein Gastbeitrag von Rolf Kosakowski | 02.12.20

Nach zwei Jahrzehnten im Business nochmal von vorne anfangen? Start-up-Gründer und Agenturinhaber Rolf Kosakowski hat diesen Schritt gewagt.

Was viele nicht über mich wissen: Die Marketing-Agentur, die ich vor mehr als 20 Jahren gegründet habe, war eigentlich schon mein fünftes Unternehmen – nach einem Pizzaservice mit 19 Jahren, einem Handelskontor, einem Weinhandel und einer Kneipe. Ich hatte irgendwie schon immer das „Gründer-Gen“ in mir – wenn die Summe an Dingen für mich passte, habe ich etwas Neues versucht. Nachdem ich nun viele Jahre „sesshaft“ war, habe ich im Frühling 2020 ein neues Start-up gegründet. Die Herausforderungen waren andere, als zu Beginn meines Berufslebens und kamen teils auch unerwartet – daher möchte ich diese fünf Erkenntnisse mit dir teilen:

1. Alles, nur kein Stillstand

Jeder Unternehmer ist heute dazu „verurteilt“, sich immer wieder neu zu erfinden. Niemand kann heute mehr ein Unternehmen gründen und davon ausgehen, dass es die nächsten fünf oder zehn Jahre gut laufen wird. Dabei ist es auch völlig egal, in welcher Branche man sich bewegt – um konkurrenzfähig zu bleiben, muss man sich laufend Gedanken um Produktinnovationen machen. Gleichzeitig hilft dieser Umstand aber auch dabei, sich neuen Herausforderungen mutiger zu stellen. Schließlich erwarten einen Herausforderungen sowohl in einem bestehenden Business, als auch mit einem neuen Vorhaben.

2. Neu, aber nicht fremd

Man muss sich immer wieder ein Stück weit neu erfinden. Eine komplette Drehung um 180 Grad ist aber selten notwendig: Schau dir stattdessen die Summe der Dinge an, in denen du stark bist. Das können bestimmte Fähigkeiten sein, die Begeisterung für eine bestimmte Branche, aktuelle Entwicklungen und Bedürfnisse am Markt. Aus diesen Puzzleteilen lässt sich etwas Neues zusammensetzen – und häufig lassen sich solche artverwandten Business-Ideen auch etwas einfacher umsetzen. In meinem konkreten Fall war es primär eine Marktlücke, in einer mir sehr bekannten Branche, die ich mit meiner Business-Idee perfekt besetzen konnte.

3. Neue Chancen und Stolpersteine

Bei mir ist es tatsächlich so, dass ich für beide meiner Unternehmen ein jeweils anderes Mindset habe und teils auch haben muss.
Das bedeutet, dass ich gedanklich häufig zwischen diesen Mindsets hin und her springe und nicht selten im Kampf mit mir selbst stehe. Diesen Prozess würde ich aber insgesamt positiv betrachten, da durch diese Reibung schon viel Gutes entstanden ist. Apropos kämpfen: Obwohl ich meiner Branche weitestgehend treu geblieben bin, musste auch ich mich mit meinem neuen Unternehmen hinter den Big Playern anstellen, die deutlich mehr Erfahrung vorzuweisen hatten. Es kann also durchaus vorkommen, dass man besonders am Anfang auf Fürsprecher und „Door Openener“ angewiesen ist.

4. Sei euphorisch, aber nicht kopflos

Nach 20 Jahren bin ich an viele Themen ein bisschen unaufgeregter herangegangen – was aber nicht heißt, dass ich weniger euphorisch gewesen wäre. Ich habe das Start-up dazu genutzt, um mich auszuprobieren und brauchte auch genau diese kleinen neuen Feuer, neue Kreativität. Denn davon wiederum hat auch mein anderes Business profitiert. Gleichzeitig bin ich sehr bedacht vorgegangen und ich hatte ein ausgereiftes Business-Konzept an der Hand, eine 1:10-Chance auf Erfolg (wie sie bei Start-ups ja oftmals ist) wäre keine Option für mich gewesen. Hier kam mir sicher auch meine Erfahrung und Branchenkenntnis zugute – ich wusste dadurch tatsächlich ziemlich genau, wie ich es aufziehen muss, um rentabel zu sein.

5. Netzwerk – Pros und Cons

Natürlich ist es hilfreich, ein etabliertes Netzwerk für eine neue Idee oder einen Business-Check anzapfen zu können. Aber: Je größer das Netzwerk ist, desto schneller kann es passieren, dass man anderen ungewollt auf die Füße tritt. Was mir geholfen hat: Leute, denen ich vertraue, frühzeitig ins Boot zu holen. Ein weiterer Aspekt ist, dass Menschen, die einen seit vielen Jahren kennen, natürlich auch ein gewisses Bild von einem als Unternehmer haben. Und nicht selten auch eine gewisse Erwartungshaltung. Diese Diskrepanz habe ich immer offen angesprochen, um meinem Gegenüber deutlich zu machen, dass ich nun als „Doppelagent“ unterwegs bin.

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