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Ratgeber: So findest du das richtige Coding Bootcamp – 5 Aspekte, die du beachten solltest

Ratgeber: So findest du das richtige Coding Bootcamp – 5 Aspekte, die du beachten solltest

Ein Gastbeitrag von Florian Herlings | 18.11.20

"IT-ler müsste man sein." Wenn du schon einmal darüber nachgedacht hast, Programmieren zu lernen, könnte ein Coding Bootcamp eine Möglichkeit für dich sein.

Bereits 2019 gab es in Deutschland einen erheblichen IT-Fachkräftemangel: 124.000 Stellen blieben im letzten Jahr unbesetzt. Viele Unternehmen finden einfach keine geeigneten Mitarbeitenden, die sie für die voranschreitende Digitalisierung ihres Geschäfts dringend benötigen. Der steigende Bedarf an Programmierern und Programmiererinnen und Data Scientists ist über klassische Ausbildungswege kurzfristig nicht mehr zu decken, da diese in der Regel mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Wir brauchen eine schnellere zielgerichtete Alternative der Wissensvermittlung, die sich auch für Personen eignet, die bereits im Berufsleben stehen. 

In den letzten Jahren sind viele Coding Bootcamps entstanden, die genau diese Ausbildungslücke schließen und gleichzeitig mehr Menschen eine Karriere als IT-Fachkraft ermöglichen. Sie vermitteln über einen Zeitraum von wenigen Monaten in einem Intensivkurs grundlegende Fähigkeiten, die den Quereinstieg in das Berufsfeld erlauben. Bootcamps eignen sich vor allem für Personen, die neugierig auf das Programmieren und die schier endlosen Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, sind. Aber wie findest du das richtige Bootcamp? Wenn du selbst Interesse daran hast, diesen Weg einzuschlagen, solltest du dir kurz Zeit nehmen und über folgende Aspekte Gedanken machen: 

1. Ist ein Coding Bootcamp das Richtige für mich?

Teilnehmenden eines Bootcamps wird ein sehr praxisnahes Programmierwissen vermittelt. Darunter fallen moderne Programmiersprachen, Bibliotheken und Tools, die anhand vieler konkreter Beispiele vermittelt werden. Die Lehre zielt darauf ab, die Lernenden bestmöglich auf die Anforderungen des zukünftigen Jobs vorzubereiten und so einen reibungslosen Übergang in die neue Anstellung zu ermöglichen.

Dies ist ein wesentlicher Unterschied zwischen einem Studium und einem Bootcamp. Letztere sind kürzer, intensiver und stärker an der Praxis orientiert. Die Konfrontation mit konkreten Problemstellungen aus dem Programmier-Alltag unter Anleitung eines Experten ermöglicht es vielen Menschen, das Programmieren effizient zu erlernen. Im universitären Studium werden stattdessen vermehrt theoretische Hintergründe und größere Konzepte gelehrt und diskutiert. Somit mangelt es Hochschulabsolventen oft an konkreter Programmiererfahrung. 

2. Wie viel Zeit kann und will ich investieren?

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Zeit: Vielen Menschen im Berufsleben ist es (auch finanziell) nicht möglich, sich drei Jahre für ein Studium zu nehmen. Wenn man bereits für sich und andere auf einen Job angewiesen ist, fällt es schwer, die Lebensumstände komplett umzustellen und studienbegleitend mit stark reduziertem Einkommen auskommen zu müssen. Ein Bootcamp über den Zeitraum von sechs bis 24 Wochen ist dagegen zumeist leichter mit verschiedensten Lebenssituationen zu vereinbaren und wird auch oft von der Agentur für Arbeit finanziell unterstützt. Bei der Auswahl eines Bootcamps solltest du genau wissen, wie viel Zeit und Energie du investieren kannst.

3. “Up-Skilling” oder “Re-Skilling”, was möchte ich erreichen?

Coding Bootcamps haben häufig unterschiedliche Ziele und Schwerpunkte. Sie richten sich an Menschen, die ihre Fähigkeiten erweitern wollen (“Up-Skilling”) oder einen beruflichen Neuanfang anstreben (“Re-Skilling”). Häufig bilden sich Menschen aus wissenschaftlichen Arbeitsfeldern in Bootcamps weiter. Aber auch für Künstler, Pflegekräfte oder Berater aus den unterschiedlichsten Bereichen ist das kompakte Format eine interessante Option. Nach dem erfolgreichen Abschluss arbeiten viele Absolventen in Start-ups und Tech-Unternehmen. 

Bootcamps richten sich an beide Zielgruppen gleichermaßen. Durch das Lernen in Kleingruppen anhand konkreter Aufgaben (es wird vom ersten Tag an programmiert) und das hohe Tempo fällt es Absolventen leichter, die nötige Motivation aufrechtzuerhalten. Die durchgängige Arbeit am Code macht Ergebnisse unmittelbar sichtbar. Bei Problemen ist jederzeit ein Coach zur Stelle, der fachkundig weiterhilft. Durch die kleinen Gruppen ist eine viel intensivere Lernbegleitung möglich als in Universitäten oder an Fachhochschulen. Durch die Intensität eines Bootcamps kann zudem ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Teilnehmende entstehen, was wiederum den Lernerfolg befeuert. 

4. Was kann ich von einem Bootcamp erwarten? 

Eine Kernkompetenz, die im Bootcamp vermittelt wird, ist die Fähigkeit, sich auf einem Gebiet des Programmierens selbstständig weiterzubilden. Auch wenn man im Anschluss noch nicht alle Programmier-Probleme lösen kann, so hat man doch die Fähigkeit erlernt, sich eigenständig oder mit Unterstützung aus dem neuen Arbeitsumfeld weiterzuentwickeln und Herausforderungen zu meistern. Um erfolgreicher Programmierer zu werden, reicht es nicht, sich nach dem Bootcamp zurückzulehnen und zu hoffen, dass das gelernte Wissen “ausreicht”. Es gilt vielmehr selbstständig weiter an seinen Fähigkeiten zu arbeiten. 

Absolventen eines Bootcamps bekommen in den meisten Fällen im Anschluss einen Job. Man sollte sich aber bewusst machen, dass ein erfolgreicher Bootcamp-Abschluss nicht in immer direkt zur Spitzenposition führt. Ein Wechsel der Karriere kann bedeuten, dass man zunächst mit einer Junior-Level-Position starten muss. Die Chancen einen gut bezahlten Job zu bekommen, liegen zwar hoch, führen aber erst in Verbindung mit guter Eigenvermarktung und anderer Vorerfahrung sicher zum Erfolg. Vieles kann mit ausreichend Motivation erleichtert werden.

5. Falsche Versprechungen – Wie erkenne ich seriöse Anbieter?

In Deutschland gibt es bereits viele Bootcamp-Anbieter, doch noch keine einheitliche Regelung für das Qualitätsmanagement. Hier muss man selbst genau hinsehen, um zu erkennen, was die jeweilige Ausbildung taugt. Anbieter, die mit einer Jobgarantie werben, sollten beispielsweise mit Vorsicht betrachtet werden. Unter anderem, weil daraus auch ein Zwang entstehen kann und man sich die Tür zu besseren Optionen verschließt. Auch wenn die Einstellungsquote sehr hoch ist, sollten Anbieter die Chancen dennoch realistisch kommunizieren und keine Versprechen geben, die nicht eingehalten werden können. Außerdem ist es ratsam, die veröffentlichten Statistiken und wie sie berechnet werden, genau anzuschauen. Es sollte klar sein, dass beim Anbieter nicht das “Geldverdienen”, sondern das Vermitteln von Programmier-Skills im Mittelpunkt der Bemühungen steht. 

Ein wichtiges Qualitätsmerkmal von Bootcamp-Anbietern ist beispielsweise eine fortlaufende Unterstützung bis in die anschließende Anstellung hinein. “Kann ich den Anbieter noch kontaktieren? Gibt es Kooperationen mit der Wirtschaft?”

Absolventen müssen sich nun erst an die Art gewöhnen, wie Bewerbungsprozesse in der IT funktionieren. Hat der Anbieter Kooperationen mit lokalen Unternehmen und organisiert Meetings, können solche Probleme schnell bei einem persönlichen Gespräch gelöst werden. Auch für Unternehmen ist es von Vorteil, auf diese Weise potenzielle Mitarbeitende in einer lockeren Atmosphäre kennenzulernen. Zudem kann es hilfreich sein, in Karrierenetzwerken Kontakt zu ehemaligen Absolventen aufzunehmen und nach Erfahrungen zu fragen. Versucht ein Anbieter das zu verhindern, ist Vorsicht geboten. 

Coding Bootcamps – die Lösung für den IT-Fachkräftemangel?

Coding Bootcamps sind abschließend betrachtet eine wichtige Alternative zum Informatikstudium. Sie haben einen anderen Fokus und stehen damit nicht in direkter Konkurrenz. Insbesondere für Menschen mit Berufserfahrung, die nach neuen Wegen suchen oder schon immer mehr über das Programmieren lernen wollten, eignet sich ein Bootcamp ideal. Die beruflichen Chancen als Absolvent oder Absolventin sollten vor dem Hintergrund einer realistischen Analyse betrachtet werden. Sie bieten sehr gute Chancen für einen beruflichen Neuanfang. Dieser gelingt jedoch nur, wenn auch eine hohes Maß an Eigeninitiative vorhanden ist. Auch sollte bei der Auswahl des passenden Anbieters auf die hier dargelegten Kriterien geachtet werden, um das Geld nicht an der falschen Stelle zu investieren. 

Obwohl Coding Bootcamps von manchen Unternehmen noch kritisch beäugt werden, steht außer Frage, dass ihnen in Zukunft eine immer größere Bedeutung zukommen wird. Sie bergen das Potenzial, dringend benötigte IT-Fachkräfte auszubilden, die direkt im entsprechenden Job eingesetzt werden können. Sie sind eine Möglichkeit, das Konzept des lebenslangen Lernens umzusetzen und auch Quereinsteiger Arbeitsstellen zugänglich zu machen, für die ein Bachelor-/Master-Studium nicht infrage kommt. 

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