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4 mutige Gegenfragen fürs Jobinterview: So erkennst du, ob du zum Unternehmen passt

4 mutige Gegenfragen fürs Jobinterview: So erkennst du, ob du zum Unternehmen passt

Michelle Winner | 12.06.20

Bewerbungsgespräche sind keine Einbahnstraße - Gegenfragen sind durchaus erwünscht. Und bei diesen darfst du ruhig mutig sein und dem Unternehmen auf den Zahn fühlen.

Viel zu viele Bewerber vergessen beim Jobinterview, dass sie sich nicht nur mit Fragen löchern lassen müssen, sondern auch selbst ein Recht darauf haben, etwas über den Arbeitgeber in Erfahrung zu bringen. Doch genau bei diesen Gegenfragen hapert es oft. Die meisten beschränken sich dabei auf Organisatorisches, anstatt dem Interviewer einmal richtig auf den Zahn zu fühlen. Letzteres ist jedoch besonders wichtig, um mögliche Warnsignale zu erkennen, die gegen einen Jobstart im Unternehmen sprechen – oder eben Argumente dafür.

Mut zu riskanteren Fragen

Bewerber trauen sich oft nicht Fragen zu stellen, die im ersten Augenblick gewagt wirken – das hat auch Atta Tarki, Gründer und Chef der Personalberatung ECA Partners, festgestellt. Viele hätten Angst vor Gegenfragen, erklärt er, weil sie nicht unsicher oder dumm wirken wollen. Dabei sei nichts enttäuschender für einen Personaler, als keine Rückfragen zu erhalten. Tarki empfiehlt Bewerbern also, mutige Fragen zu stellen und sagt:

Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Vorstellungsgespräch ist nicht nur, die richtigen Antworten zu geben. Ihr müsst auch die richtigen Fragen stellen.

Außerdem hat er auch direkt vier Fragen zusammengestellt, die er selbst gern öfter von Bewerbern hören wollen würde – ebenso wie andere Personaler:

Frage 1: Wie viele Arbeitsstunden pro Woche erwartet ihr von einer Person in dieser Jobposition?

Mit dieser Frage sollen Erwartungen auf beiden Seiten geklärt werden. Manche Bewerber scheuen sich jedoch davor: Sie fürchten direkt als faul abgestempelt zu werden oder als nicht bereit zu Überstunden. Wenn du jedoch klare Vorstellungen davon hast, wie viel Zeit dein Job im Leben einnehmen darf, solltest du diese auch kommunizieren. Wichtig sei dies besonders dann, wenn ihr aufgrund der Familiensituation auf Flexibilität angewiesen seid und ständige Überstunden nicht machbar sind, so Tarki. Sind die Erwartungen auf beiden Seiten geklärt, lässt sich schnell feststellen, ob es passt oder nicht. Damit spart man sowohl sich selbst als auch dem Interviewer Zeit und Energie.

Frage 2: Können Sie mir Beispiele von Leuten geben, die vorher diese Rolle besetzt haben und die eine schlechte Wahl waren? Und warum?

Eine Frage die so oder so ähnlich gestellt ist, birgt ein paar Risiken, gibt gleichzeitig aber auch viel Aufschluss. Im ersten Moment wirkt es auf dich vielleicht seltsam, eine Frage zu deinen Vorgängern in dem Job zu stellen. Vor allem eine so explizite. Zunächst gilt, dass die Antwort hierauf frei von den Namen ehemaliger Angestellter sein sollte. Abgesehen davon solltest du darauf achten, wie von der Person gesprochen wird. Wirken die Beschwerden deines Gegenübers unbegründet und geht das Ganze schon in Lästerei über? Dann ist das ganz klar ein Warnsignal für dich. Denn genauso wie du nicht schlecht über deinen ehemaligen Arbeitgeber reden solltest, gilt das gleiche für deinen Interviewer in Bezug auf frühere Mitarbeiter.

Ebenfalls ein Warnsignal sind Beschreibungen einer Arbeitsweise, die der deinen gleicht. Wenn diese schon bei deinem Vorgänger ein Problem darstellte, wird es sich bei dir vermutlich nicht anders verhalten. Scheue dich nicht, an bestimmten Punkten noch einmal genauer nachzuhaken, um so ein umfassendes Gesamtbild zu erhalten.

Frage 3: Wie oft gestattet die Firma ihren Mitarbeitern Gehaltserhöhungen?

Na, bist du bei dieser Frage bereits der Ohnmacht nah? Die Frage nach dem Gehalt ist oft negativ behaftet und viele Bewerber geraten ins Schwitzen, wenn es darum geht. Die Frage nach Gehaltserhöhungen erscheint dabei sogar noch eine Stufe schlimmer. Dabei wird jedoch oft vergessen, dass es bei der Arbeit meistens ums Geld verdienen geht – das wissen auch Arbeitgeber. Daher sollten Fragen nach dem Gehalt kein Tabu darstellen. Schließlich geht es auch darum, ob dieser Job deinen Lebensstil finanzieren kann. Tarki erklärt, dass er nicht es nicht versteht, wieso viele Bewerber erst nach einem Angebot mit ihren eigentlichen Verdienstvorstellungen herausrücken. Dabei erzählt er:

Ich habe einmal einen Bewerber interviewt, der mutig genug war, um zu sagen: ‚Ich suche nach einem Job, der finanzielle Rentabilität bietet. Wie oft können Mitarbeiter eine Gehaltserhöhung verlangen und basierend auf welchen Faktoren?‘

Diese direkte Art des Bewerbers beeindruckte Tarki. Und tatsächlich ergibt es auch Sinn, direkt mit ungefähren Gehaltsvorstellungen herauszurücken. Es ist wichtig, dass du dich nicht unter Wert verkaufst. Gleichzeitig können klare Vorstellungen auch ein Vorteil sein – wenn ein Unternehmen dich wirklich will, kommt es dir mit großer Wahrscheinlichkeit entgegen. Oder du bekommst die Aussicht auf eine Gehaltserhöhung nach einer bestimmten Zeitspanne, in der du eingestellt bist. So oder so sind Fragen nach dem Gehalt absolut legitim und relevant – Fall vielleicht nur nicht direkt zu Beginn mit der Tür ins Haus.

Frage 4: Welche beruflichen Weiterbildungsmöglichkeiten bieten Sie an?

Die Frage nach Weiterbildungen ist besonders heute äußerst relevant. Die Antwort kann dir zeigen, wie sehr das Unternehmen mit der Zeit geht und wie viel Wert es auf die Skills der Mitarbeiter legt. Außerdem kann sie ein Indiz dafür sein, ob das Unternehmen eher eingefahrene Vorgehensweisen hat oder offen für neue Ansätze ist. Tarki erklärt zu der Frage:

Wenn mich jemand nach beruflichen Weiterbildungsmöglichkeiten fragt, verrät es mir über sie, dass sie die Erwartungen übertreffen wollen. Habt also keine Angst davor, nach den Weiterbildungs-Benefits zu fragen.

Eigeninitiative zu zeigen ist für die meisten Unternehmen also ein Zeichen dafür, dass ihr darum bemüht seid, euch weiterzuentwickeln und somit auch den Erfolg der Firma voranzutreiben.

Natürlich gibt es noch zahllose weitere Fragen, die ihr eurem potenziellen Arbeitgeber stellen könnt. Doch die hier aufgeführten, mutigen Beispiele sind ein guter Anfang. Nach und nach kannst du so immer weitere Fragen entwickeln, die im ersten Moment vielleicht gewagt wirken, aber essenziell für dich und deine Arbeit sind. Scheue dich also nicht davor, sie zu stellen: Das ist in jedem Fall besser, als nach ein paar Wochen im neuen Job deine Unzufriedenheit festzustellen.

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