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Social Media Marketing
Facebook veröffentlicht erste Richtlinien für das Oversight Board zur Content-Prüfung
Zuckerberg präsentiert Facebooks Dating Feature auf der F8, © Facebook Developers

Facebook veröffentlicht erste Richtlinien für das Oversight Board zur Content-Prüfung

Nadine von Piechowski | 29.01.20

Der Social-Media-Riese setzt künftig einen unabhängigen Aufsichtsrat ein, der problematischen Content prüft. Jetzt veröffentlicht Facebook die ersten Statuten und Tools für das Oversight Board.

Unabhängige Experten sollen künftig problematischen Content prüfen und gegebenenfalls entfernen. Facebook führt dafür das Oversight Board ein. Nun veröffentlichte das Social-Media-Unternehmen erste Details und Richtlinien für die Zusammenarbeit mit dem Gremium. Laut Facebook habe man sich hierbei an Statuten anderer Non-Profit-Organisationen orientiert. Das soziale Netzwerk verkündet auf dem eigenen Blog, dass diese Richtlinien und Statuten Zuständigkeitsbereiche abklären und einen Einblick in die verwendeten Tools geben sollen. Facebook dazu:

They spell out the authorities and responsibilities of each entity, as well as the role of the people who use Facebook’s services. 

Eine endgültige Version veröffentlicht das Unternehmen voraussichtlich Ende des Jahres.

Systematische Content-Kontrolle mit dem Case Management Tool

Facebook gibt bekannt, für das Oversight Board ein neues Tool einzuführen: Das Case Management Tool. Mit diesem Feature können die Gremium-Mitglieder sicher und unter Berücksichtung der Privatsphäre des Nutzers auf einzelne Inhalt zugreifen. Problematisch erscheinender Content wird nach einer zweifachen Prüfung von der Social-Media-Plattform entfernt. Facebook und Instagram User, deren Content gelöscht wurde, haben 15 Tage lang Zeit Beschwerde dagegen einzulegen. Laut Facebook sollen die einzelnen Fälle binnen 90 Tagen bearbeitet werden. Der Social-Media-Gigant behält sich allerdings vor, eine Prüfung besonders problematischer und dringlicher Fälle vorzuziehen. Diese werden direkt an das Gremium gesendet. So kann Content, der bedenklich scheint, schneller geprüft und gegebenenfalls entfernt werden. Facebook dazu:

In order to ensure the board can weigh in on the most significant decisions facing Facebook, including those with real-world implications, we have included a mechanism for expedited review. In these situations, Facebook can refer urgent cases straight to the board for immediate consideration. 

Laut Facebook würde sich in den kommenden Monaten ein Arbeitsprozess bei dem Gremium einstellen, der die Priorisierung von problematischen Inhalten vereinfacht. In den neuen Statuten sei festgelegt, dass die Facebook die Maßnahmen des Gremiums innerhalb von sieben Tagen umsetzten muss.

Thomas Hughes übernimmt die Oversight Board Administration

Laut Facebook sei in den Statuten für das Oversight Board ebenfalls festgelegt, dass die Prüfer Vorschläge zur Änderung der Geschäftsbedingung und der Privatsphäre-Einstellungen machen dürfen. Letztendlich entscheidet aber Facebook, ob kleinere oder größere Veränderungen umgesetzt werden. In der Bekanntmachung steht:

When the board provides an additional policy recommendation, Facebook will review that guidance. 

Um diese Entscheidung zu fällen, würde das Social-Media-Unternehmen Rücksprache mit Stakeholdern halten, den Änderungsvorschlag analysieren und zu guter Letzt noch die öffentlichen Reaktionen, die Änderung betreffend, miteinbeziehen – und das binnen eines Monats. Administrativer Leiter des Aufsichtsgremiums wird Thomas Hughes. Der Brite war zuvor Executive Director der Non-Profit-Organisation „Article 19″ und setzt sich aktiv für die Informations- und Ausdrucksfreiheit ein.

Kritik: Facebooks Aufsichtsrat hat zu wenig Einfluss

Mit der Bekanntgabe der Statuten für Facebooks Gremium zur Content-Prüfung wurde ebenfalls Kritik laut. Der Aufsichtsrat habe zu wenig Einfluss auf den Inhalt der Plattform, könne nur öffentlichen Content prüfen und keinen Einfluss auf die eigenen Statuten nehmen, ohne vorher die Zustimmung von Facebook einzuholen. Ein weiterer Kritikpunkt: Das Aufsichtsgremium könne erst Mitte bis Ende des Jahres mit seiner Arbeit beginnen. Das heißt, das Oversight Board wird keinerlei Einfluss auf politischen Content zu den bevorstehenden US-Wahlen haben. Bereits bei der Präsidentschaftswahl 2016 stand das Social-Media-Unternehmen in der Kritik, da es Desinformationen und Unwahrheiten auf der Plattform duldete und nicht entfernte. Experten sehen den Sinn des Aufsichtsrats mit seinen beschränkten Möglichkeiten darin, dass Facebook vorsorglich einen Sündenbock implementiert. Zensur-Vorwürfe ebenso wie die Verantwortung für problematischen Content könne das Unternehmen so auf das Oversight Board abwälzen.

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