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Karrieretipps
Bist du der Typ für die Selbstständigkeit?

Bist du der Typ für die Selbstständigkeit?

Johanna Hoffmann | 18.07.19

Viele träumen davon, einmal ihr eigener Chef zu sein. Doch um sich erfolgreich selbstständig zu machen, braucht es mehr als ein Talent, das gefragt ist.

Ein Selbständiger ist ein Mensch, der es ablehnt, acht Stunden unter jemand anderem zu arbeiten, um als Selbständiger zwölf Stunden zu arbeiten.

Auch ich kenne einige Selbstständige, die enorm viel arbeiten, oft auch am Wochenende, und sich kaum mal Urlaub gönnen. Neben der eigentlichen Tätigkeit, sei es zum Beispiel als Eventmanager, Designer oder Business Coach, kommen eine Menge Aufgaben hinzu, für die erstmal kein Penny fließt. Vor allem zu Anfang musst du unglaublich viel Energie in den Aufbau deiner Selbstständigkeit stecken. Du brauchst ein Konzept, einen Businessplan, eine Finanzierungslösung für die Startzeit, in der man meist wenig verdient und die mehrere Jahren dauern kann. Eine Webseite muss gestaltet werden, eine Präsenz im Social Web aufgebaut. Dafür müssen schon mal die wichtigsten Fragen geklärt sein und deine Positionierung stehen.

Manchmal wird die Idee zur Selbstständigkeit auch aus der Not geboren, etwa nach einer Kündigung. Für Eltern, die nicht Vollzeit arbeiten können, weil sie Kinder betreuen, kann das eine spannende Alternative sein, wenn es sich schwierig gestaltet, in Teilzeit eine adäquate Stelle zu finden.

Bei manchen Berufen bleibt einem nicht viel anderes übrig, als selbstständig zu arbeiten, zum Beispiel als Business Coach oder Yoga-Lehrer. Vielleicht gibt es deinen Traumjob auch noch gar nicht, gerade wenn du eine innovative Idee verfolgst. Die unzähligen Startups sprießen wie Pilze aus dem Boden, immer mehr Coworking-Konzepte mit flexiblen Büros folgen dem Trend.

Aber allen Unsicherheiten und großer, kurzfristiger Schwankungen in der Arbeitsauslastung zum Trotz berichten viele Selbstständige, dass sie die Arbeit oft gar nicht als solche empfinden und zufriedener sind als im Angestellten-Dasein. Aber würde das auch auf dich zutreffen? Falls du selbst schon eine Weile über dein eigenes Business nachdenkst, hast du dich schon mal kritisch gefragt, ob die Selbstständigkeit wirklich zu dir passt? Was sind die Eigenschaften, die man braucht, um erfolgreich und glücklich selbstständig zu arbeiten?

1. Großes Selbstvertrauen

Du weißt, was du kannst, und bestenfalls auch noch, was es wert ist. Du glaubst fest an deine Idee oder deine Fähigkeiten. Über deine Kunden bekommst du als Selbstständiger häufiger und unmittelbarer eine Leistungsbeurteilung als im jährlichen Mitarbeitergespräch als Angestellter: Du wirst entweder wieder gebucht oder eben nicht. Weiterempfohlen oder nicht. Das Leben als Selbstständiger kann daher aber auch viele Erfolgserlebnisse bieten.

2. Frustrationstoleranz

Rückschläge stacheln dich nur an, du findest für jedes Problem eine Lösung? Sehr gut, denn du wirst einigen Hindernissen begegnen. Alleine schon um die Startzeit durchzustehen, in der du um jeden Auftrag bangst und kaum Geld reinkommt, brauchst du einen langen Atem. In manchen Branchen ist es üblich, dass du dich vorab mit einem Konzept im Pitch gegen die Konkurrenz durchsetzen musst. Gewinnst du den Pitch nicht, war die ganze anscheinend Arbeit umsonst. Springt mal ein Kunde ab, oder ist nicht dieser zufrieden, obwohl du dein Bestes gegeben hast, sollte dich das nicht zu sehr aus der Ruhe bringen.

3. Du kannst mit Unsicherheit leben 

Das Leben als Selbstständiger ist nichts für schwache Nerven. Streckenweise ist es ein Hoffen und Bangen um Aufträge, und wer nicht mit einem großzügigen finanziellen Hintergrund ausgestattet ist, kann schon mal die ein oder andere schlaflose Nacht erleben. Und auch wenn es gerade richtig gut läuft, weiß du nie, wie die zweite Jahreshälfte aussieht. Die Sicherheit von einem festen monatlichen Lohn, der auch im Krankheitsfall gezahlt wird, kann manchem lieb und teuer sein. Der gute deutsche Kündigungsschutz und eine meist relativ konstante Arbeitsbelastung, zumindest in Wochenstunden betrachtet: Viele wissen diese Berechenbarkeit sehr zu schätzen. Sich selbstständig machen heißt, all das aufzugeben. Die Risiken in deinem Leben werden größer, aber auch die Chancen.

4. Kommunikationsfähigkeit

Als Selbstständiger bist du dein eigener Vertrieb. Je nachdem, was du anbieten willst, ist die Vernetzung mit deinen Kunden und deine Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen und sie zu überzeugen, sogar essentieller Bestandteil deines Erfolgs. Ideal wären sogenannte hyperthyme Persönlichkeitszüge: Diese Menschen sind lebhaft und optimistisch, meist gut gelaunt und voller mitreißender Energie. Sie lassen sich durch Rückschläge nicht schnell verunsichern und können manchmal oberflächlich wirken, aber stecken andere mit ihrem Enthusiasmus an.

5. Zahlen sind dir kein Graus

Auch wenn es wenig mit deinem eigentlichen Job zu tun hat, du musst dir kaufmännisches Grundwissen aneignen. Du musst erst mal Preise festlegen, zum Beispiel deinen Stundensatz. Dann musst du Abrechnungen schreiben und alles lückenlos dokumentieren, damit du den Rechnungsabschluss für die Steuer machen kannst. Am Ende soll das ja kein Spaßprojekt werden, sondern du willst davon leben. Und das natürlich möglichst gut.

6. Gnadenlose Selbstdisziplin

Für den Job, den du erledigst, mag es ein Timing geben, das dir im Nacken sitzt. Nicht aber für den ganzen Papierkram, der drumherum erledigt sein will. Es ist schon vorgekommen, dass Selbstständige schlichtweg vergessen, eine Rechnung zu schreiben, und dann natürlich auch nicht bezahlt werden. Oder die gestellte Rechnung wird nicht beglichen, dann musst du dich darum kümmern, warum Kunden nicht oder zu spät bezahlen. Gar nicht zu reden von Zeit, die du in dein Marketing und die Neukundenakquise steckst. Um erfolgreich selbstständig zu arbeiten, brauchst du also eine Menge Selbstdisziplin. Nicht zuletzt, um genug Geld zur Seite zu legen. Nicht nur, dass du Schwankungen in deinem Verdienst ausgleichen musst, auch die Steuer kann Selbstständigen schnell zum Verhängnis werden: Viele wundern sich über hohe Steuernachzahlungen, die das Finanzamt im nachhinein einfordert. Der Grund dafür: Während einem Arbeitnehmer jeden Monat Steuern abgezogen werden, leisten Selbstständige vierteljährliche Vorauszahlungen. Deren Höhe ist abhängig davon, wie viel Steuern in den Jahren zuvor bezahlt wurden. Bei einem Selbstständigen kann sich das von einem Jahr zum anderen deutlich unterscheiden, und das kann zu teils erheblichen Nachforderungen führen.

Sicher können die Wenigsten all die genannten idealen Persönlichkeitseigenschaften erfüllen. Vielleicht bist du ein akribisches Organisationstalent, aber nicht gerade der große Netzwerker. Oder du kannst andere überzeugen und glaubst fest an dich, aber Papierkram ist nicht gerade dein Ding. Wichtig ist, dass du dir deine Stärken und deine Schwächen bewusst machst, denn dann kannst du gezielt daran arbeiten. Oder du gleichst sie aus, zum Beispiel, indem du dir für das ein oder andere Thema Unterstützung holst.

Befasst man sich mit der Frage, wann Menschen zufrieden und glücklich arbeiten, wird immer wieder klar, welche immense Rolle die Identifikation mit der eigenen Arbeit und Selbstbestimmung spielt. Obwohl Selbstständige oft mehr arbeiten, empfinden sie es seltener als Last. Auch wenn sie unter gewissen wirtschaftlichen Zwängen stehen: Am Ende entscheiden sie selbst, welche Aufträge sie annehmen möchten und ob sie am Sonntag vor dem Rechner sitzen. 

Selbstständig kommt von „Selbst“ und „ständig“. Arbeit und Freizeit, Netzwerken und Freundschaft, Hobby und Beruf; als Selbstständiger verschwimmen diese Lebensbereiche oft bis zur Untrennbarkeit. Je nach Persönlichkeit fühlt sich der eine damit befreit und blüht geradezu auf, während der andere sich überfordert fühlt. Wer sich selbst realistisch einschätzen kann, wird erahnen, ob die Selbstständigkeit für ihn zur Last oder zur Leidenschaft wird. 

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