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Selfimprovement
Visualisierung als Erfolgskiller: Träumen macht faul!

Visualisierung als Erfolgskiller: Träumen macht faul!

Mirijam Franke | 05.01.17

Träumst du manchmal gerne? Dann solltest du dringend damit aufhören. Denn die Visualisierung von Zielen kann deren Erreichung verhindern. Aber wieso?

Heutzutage spricht jeder von Visualisierung. Sie soll der Motivation und damit dem (beruflichen) Erfolg dienen. Wenn du dir ein Szenario nur oft genug und bis ins kleinste Detail vorstellst, dann wirst du dieses dank selbsterfüllender Prophezeiung quasi von alleine erreichen – so der weit verbreitete Glaube. Doch Experten warnen, dass es sich dabei um nicht mehr als einen Irrglauben handelt. Sie sind sich sicher: Visualisierung verhindert sogar deinen Erfolg.

Träumen erzeugt Zufriedenheit…

Die psychologische Forschung erklärt diesen Mechanismus laut Benjamin P. Hardy via Medium wie folgt:

Die Visualisierung einer Situation kann dieselbe Zufriedenheit in einem Menschen auslösen wie deren tatsächliches Eintreten.

Nehmen wir einmal an, dein Ziel ist eine Gehaltserhöhung: Je genauer du nun „visualisierst“, was du mit dem Mehr an Geld alles kaufen wirst, wie es sich anfühlen wird, das neue Auto zu fahren, und welchen Verlobungsring du deiner Angebeteten davon kaufen wirst, umso realistischer wirkt die Situation für dein Gehirn. Du gaukelst ihm also vor, die Gehaltserhöhung sei bereits eingetreten und deine Freude, Genugtuung oder der Stolz fühlen sich in dieser Visualisierung auf emotionaler Ebene (beinahe) genauso intensiv an wie in der Realität.

…und Zufriedenheit macht faul!

Das logische Resultat dieses „Fehlmechanismus“ in deinem Gehirn ist Faulheit. Wieso? Weil dein Gehirn dich durch die positiven Emotionen „belohnt“, bevor die Situation tatsächlich eingetreten ist. Wenn du also einfach von der Gehaltserhöhung träumen kannst, wieso solltest du dann den schwierigeren Weg wählen und diesen Wunsch in die Tat umsetzen? Die verspürten positiven Emotionen bleiben doch ohnehin dieselben.

Visualisierung sorgt für nichts als Enttäuschung

Oder es wird sogar noch schlimmer: Kennst du diesen Effekt, dass du dir ein Event – sagen wir einmal die Silvesterparty – schon Tage, Wochen oder Monate im Voraus ausmalst und deine Vorfreude in höchste Sphären steigt? Doch kaum ist der große Tag gekommen, mündet alles in einer einzigen Enttäuschung – garantiert! Denn das menschliche Gehirn neigt dazu, in der Visualisierung die Realität hier und dort ein wenig aus dem Auge zu verlieren und dadurch Szenarien zu kreieren, die in dieser Form niemals eintreten werden. Kurz gesagt: Du stellst dir deine Ziele schöner vor als sie in Realität sein werden. So wird das Träumen nicht nur gleich zufriedenstellend, sondern sogar noch befriedigender als die Umsetzung deiner Pläne. Dadurch ist nicht nur Faulheit das logische Resultat, sondern sie ist sogar noch untrennbar mit einer tiefen Enttäuschung gekoppelt.

Eine „getriebene“ Gesellschaft

Diese Sichtweise offenbart nun auch, weshalb in einer Gesellschaft, in der die Visualisierung als das universelle Mittel zur Zielerreichung propagiert wird, die Menschen zunehmend unter Rastlosigkeit leiden. Kaum haben sie einen Wunsch Realität werden lassen, bleibt die erwünschte Zufriedenheit aus. Also suchen sie sich ein neues Ziel, und wieder ein neues, und wieder ein neues… Die moderne Gesellschaft hat die Zufriedenheit „verlernt“. Das liegt zumindest teilweise an der ständigen Visualisierung.

Dabei spielen auch die neuen Medien eine tragende Rolle: Die TV-Werbung will uns weismachen, das neue Parfüm, der größere Fernseher oder das schnellere Auto machen unser Leben besser, ja glücklicher. Auch das ist eine Form der Visualisierung. Die Enttäuschung ist deshalb gerade – aber nicht nur – bei materiellen Gütern oft sehr hoch.

Das paralysierte Belohnsystem der Generation Y

In der öffentlichen Kritik steht vor allem die junge Generation Y (Jahrgänge 1980-1999). Faul soll sie sein, unfähig zur Disziplin und Zielstrebigkeit. Die ständige Visualisierung, sei es durch die Medien oder schlicht in den eigenen Gedanken, hat ihr Belohnsystem manipuliert. Die sofortige Zufriedenheit durch die positiven Emotionen, welche die Träumerei hervorruft, reicht vielen Menschen bereits aus. Sie ist einfacher als die harte Arbeit an Träumen und Zielen, um diese Realität werden zu lassen.

Stattdessen wird die Prokrastination mehr und mehr zur weit verbreiteten Volkskrankheit – also das Aufschieben von Arbeit. Die Visualisierung paralysiert eine ganze Generation und nimmt ihr den Arbeitswillen. Die Generation Y lebt im „Hier und Jetzt“ und verzichtet dadurch (unbewusst) auf wahres Glück. Denn die positiven Emotionen durch Visualisierung sind nur ein Geniestreich des Gehirns. Sie sind kurzlebig, flauen schnell ab und hinterlassen nichts als Leere, Depression und Verbitterung.

Du musst deine Opferbereitschaft wiederentdecken!

Der Weg zu wahrem Glück führt wieder zurück zu traditionellen Werten: Fleiß, Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit. Du solltest dir wieder ein Beispiel an deinen Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern nehmen. An jenen Generationen, welche ihr „heutiges Glück“ opferten, um den deutschen Wohlstand aufzubauen und dadurch langfristiges „wahres Glück“ zu finden. Sie hebelten den Mechanismus des Gehirns, die momentane der zukünftigen Belohnung vorzuziehen, durch eiserne Disziplin aus und waren dadurch alles in allem zufriedener als der Durchschnittsdeutsche von heute. Dieser lässt sich schnell ablenken, beispielsweise durch sein Smartphone, gibt früh auf, wenn es zu „schwer“ wird, und lässt sich ziellos von den Wellen des Lebens hin- und herwerfen, bis er irgendwann auf dem harten Boden der Tatsachen strandet.

Der Weg zu wahrem Glück ist hart – aber er lohnt sich

Benjamin P. Hardy hat eine einfache, aber wirksame Wegbeschreibung zum „wahren“ Glück entworfen:

Wenn es nicht schwierig ist, lohnt es sich nicht!

Er ist sich sicher: Wenn du wieder damit beginnst, deine Träume zu verfolgen, anstatt sie nur zu visualisieren, wirst du früher oder später eine Art Hassliebe gegenüber harter Arbeit oder schwierigen Situationen entwickeln. Du wirst vor Hindernissen stehen, diese überwinden und wahre Genugtuung erleben. Du beginnst wieder damit, Ziele langfristig zu verfolgen, trotz aller Hürden und völlig unabhängig davon, ob du dafür eine Woche, zehn Jahre oder ein ganzes Leben benötigst – und es wird dir Spaß, wahres Glück und langfristige Zufriedenheit bringen, die nicht nach wenigen Stunden, Tagen oder Wochen wieder verpuffen und diese quälende Leere hinterlassen.

Es ist deine eigene Entscheidung: Wählst du wahre Zufriedenheit oder ruhst du dich lieber auf der Illusion der Visualisierung aus – wie so viele (unzufriedene, erfolglose und von Selbstzweifeln zerfressene) Vertreter der Generation Y? Wir freuen uns auf deinen Kommentar zum Thema!

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