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E-Commerce
Kann Manipulation bei Google Maps Unternehmen ruinieren?

Kann Manipulation bei Google Maps Unternehmen ruinieren?

Anton Priebe | 10.07.14

Der Betreiber eines Restaurants macht Google vor Gericht dafür verantwortlich, dass er Konkurs ging - und ist damit scheinbar nicht allein.

Die Einträge für Unternehmen bei Google Maps sind eine gute Möglichkeit, sein Geschäft anzukurbeln. Leider sind sie auch in umgekehrte Richtung für die Konkurrenz nutzbar, wie Kevin Pulsen von WIRED zu berichten weiß.

Ein Restaurant schließt seine Pforten – wegen Google?

Wie sehr Google dem eigenen Umsatz schaden kann, musste Rene Bertagna aus Washington DC am eigenen Leib erfahren. Die Schließung der eigenen Gaststätte ist seiner Meinung nach manipulierten Angaben bei Google Maps geschuldet. 40 Jahre lang kam seine Kundschaft in den Genuss von Löwen-, Pferde-, Känguru- und früher sogar Bärenfleisch. Der 74-Jährige Gastronom hat keine Ahnung von Computern und noch weniger vom Internet – das wurde ihm zum Verhängnis.

2012 kam es in seinem Restaurant „Serbian Crown“ zu einem Einbruch von 75 Prozent an Kunden während der Wochenenden, an denen Bertagna normalerweise am meisten Umsatz machte. Die Flaute zog sich hin und der Gaststättenbetreiber musste sein Personal einschränken. Nach einigen Monaten bekam er einen Anruf von einer verwunderten Kundin, die ihn fragte, warum das „Serbian Crown“ am Samstag, Sonntag und Montag geschlossen sei. Der Gund des Anrufs waren Fehlinformationen auf Google Places: Google Maps und die Google Suche nach dem Restaurant zeigten die falschen Schließzeiten am Wochenende an.

Aufgrund der Lage der Gaststätte war sie auf die Kundschaft angewiesen, die explizit danach suchten. Kaum einer verirrte sich zufällig in dieser Region auf der Suche nach Restaurants. Die Korrektur der Öffnungszeiten war relativ schnell gemacht, doch Bertagna konnte sich von dem Einbruch nicht erholen. Im April 2013 schloss er seine Pforten.

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Rene Bertagna vor seinem mittlerweile geschlossenem Restaurant (Foto: © Rene Bertagna via WIRED)

Der Gastronom zieht vor Gericht

Rene Bertagna verklagt nun Google vor dem Bundesgericht in Virginia, da sein Geschäft seiner Meinung nach aufgrund der falschen Angaben bei Google Maps brankrott gegangen ist. Sein Anwalt Christopher Rau glaubt darüber hinaus, dass die Öffnungszeiten gezielt von einem Konkurrenten manipuliert wurden. Doch die Chancen stehen schlecht. Allein schon deswegen, da Google einige der wohl besten Anwälte der Welt bereithält. Ein erstes Statement vom Suchmaschinenriesen:

The Serbian Crown should not be permitted to vex Google or this Court with such meritless claims.

Manipulation auf Google Maps ist nicht ungewöhnlich

Dabei ist dies anscheinend kein Einzelfall. Interessierte stolpern nicht nur über falsche Angaben zu den Öffnungszeiten bei Google Maps, manchmal werden die Unternehmen sogar komplett geklont und falsch positioniert, oder mit ungültigen Telefonnummer versehen. Im Januar änderte beispielsweise ein Hacker die angezeigten URLs von tausenden Hotels in den Vereinigten Staaten, um die Provisionen einer Buchungsseite zuzuspielen.

Dieser Schlosser kann lange auf Kundschaft warten (© Google Maps via WIRED)
Dieser Schlosser kann lange auf Kundschaft warten (© Google Maps via WIRED)

Ein anderes gutes Bespiel ist der Fall von Barbara Oliver & Co Juwelry. 2010 setze ein Konkurrent den Google Eintrag mehrerer Juweliere in der Region auf  „geschlossen“ und gab etliche schlechte Kundenrezensionen ab. Dies blieb glücklicherweise nicht lange unbemerkt, da Oliver – anders als Bertagna – einen Webconsultant beschäftigt, der sich der Sache annahm.

Die Einträge auf Google Maps stammen von verlässlichen Datenbanken – in den USA unter anderem gespeist von infoUSA und Axciom. Wenn ein Unternehmen im System ist, können die Betreiber ihren Anspruch geltend machen und die Angaben vervollständigen. Tun sie das nicht, sind andere User dazu in der Lage, einige Änderungen öffentlich vorzunehmen – wie im Fall von Oliver. Falls ein Geschäft neu eingetragen werden soll, stellt der Besitzer einen Antrag, den Google auf Postwege mit einer PIN bestätigt. Auch hier eröffnet sich Spielraum für Manipulation.

Inwiefern die Schließung des Restaurants „Serbian Crown“ nun allein den falschen Öffnungszeiten geschuldet war, sei dahingestellt. Fakt ist, dass Google Maps Möglichkeiten für Manipulation bietet. Bislang ist es Aufgabe der Unternehmen, die Augen offen zu halten und die eigenen Einträge regelmäßig zu überprüfen.

Quelle: WIRED

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