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SEO - Suchmaschinenoptimierung
Google testet neue SERPs: AdWords verschwimmt weiter mit organischen Ergebnissen

Google testet neue SERPs: AdWords verschwimmt weiter mit organischen Ergebnissen

Anton Priebe | 02.03.16

Der Suchmaschinengigant überarbeitet derzeit die Darstellung der Ergebnisse. Die AdWords-Anzeigen sind kaum noch von organischen Treffern zu unterscheiden.

Google testet hierzulande ein neues Layout für die SERPs. Die AdWords-Anzeigen unterscheiden sich dabei kaum noch von den organischen Ergebnissen.

Neues Layout verschiebt die Kennzeichnung der Anzeigen

Eine Google-Anfrage nach „Kreditvergleich“ bringt aktuell folgendes Bild zum Vorschein:

Google-Anfrage für "Kreditvergleich", Screenshot 02.03.2016
Google-Anfrage für „Kreditvergleich“, Screenshot 02.03.2016

Einigen Usern wird in den vergangenen Tagen jedoch vermehrt eine andere Darstellung der Suchergebnisse präsentiert:

Die potentielle neue SERP, Quelle: Facebook / Artur Kosch
Die potentielle neue SERP, Quelle: Facebook / Artur Kosch

Hierbei handelt es sich wohl um einen Test des Suchmaschinengiganten, der plant, die Kennzeichnung der AdWords-Anzeigen zu überarbeiten. Das gewohnte gelbe „Anzeige“-Label, das vorher vor jedem einzelnen Ergebnis stand, wandert in die rechte obere Ecke und die Werbung ist nur noch durch einen dünnen Strich von den organischen Treffern getrennt. Das https:// ist leicht zu überlesen.

Der Suchmaschinen-Experte Philipp Klöckner, External Search Strategy Consultant für Rocket Internet, kommentierte OnlineMarketing.de gegenüber die Änderungen wie folgt:

philipp klöckner_OKTDie (erneut) schlechtere Kennzeichnung und Abgrenzung der Anzeigen, welche derzeit getestet wird, sich aber aufgrund ihrer wirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit für Google mit hoher Wahrscheinlichkeit durchsetzen wird, ist letztlich ein kaum noch überraschender weiterer Schritt zur Maximierung der Anzeigenklicks pro Suchanfrage. Das schonungslose Vorgehen Googles zeigt wie auch in den letzten Jahren regelmäßig, dass Revenue-Wachstum erkauft wurde, um Google zum wertvollsten Unternehmen der Welt zu machen.

Nachdem die einzigen – für den Nutzer als solche erkennbaren – Anzeigen auf der rechten Suchergebnisseite zugunsten einer weiteren Anzeige ÜBER den Suchergebnissen abgeschafft worden sind, versucht man diese bis zu vier Anzeigen nun so missverständlich wie möglich zu deklarieren. Die vierte Anzeige on Top hat die organischen Ergebnisse bei immer mehr Suchanfragen außerhalb des sichtbaren Bereichs gedrängt. Durch die veränderte Kennzeichnung würde der organische 1. Platz, für Nutzer in der Regel das beste Ergebnis, nun aber wie das fünftschlechteste Ergebnis wirken und noch weniger Besucher erhalten als zuvor.

Dass Suchende nun noch schlechter beziehungsweise gar nicht mehr erkennen, welche Ergebnisse aufgrund Googles zurecht respektierten Rankingalgorithmus dort zu finden sind, und welche durch das höchste Adwords-Gebot erkauft worden sind, ist aus Verbrauchersicht eine denkbar schlechte Lösung und die entsprechenden Institutionen sollten sich dieser Thematik widmen. Schließlich hat Sergej Brin selbst in den Google IPO Filings von 2004 noch gesagt, dass er überzeugt sei, dass solch ein Verhalten in der Regel nicht zu den besten Ergebnissen führt.

Googles Probleme mit der EU und das „Don’t be evil“-Motto

Google machte in der Vergangenheit im Rahmen des Antitrust-Verfahrens mit der EU bereits einige Zugeständnisse und änderte die SERPs. Dabei ging es auch darum, dass die eigenen Produkte gegenüber anderen Wettbewerbern nicht bevorzugt werden dürfen. Mit der neuen AdWords-Darstellung könnte es zumindest in Europa wieder einmal Probleme geben, denn die Kennzeichnung der Anzeigen rückt immer weiter in den Hintergrund.

Der Konzern bleibt sich dabei selbst nicht treu. Die Passage aus Googles SEC Filing, auf die Klöckner hinweist, ist eindeutig:

We will do our best to provide the most relevant and useful search results possible, independent of financial incentives. Our search results will be objective and we will not accept payment for inclusion or ranking in them. We will do our best to provide the most relevant and useful advertising. Whenever someone pays for something, we will make it clear to our users. Advertisements should not be an annoying interruption.

Weiter hieß es damals vonseiten Google:

Most portals show their own content above content elsewhere on the web. We feel that’s a conflict of interest, analogous to taking money for search results. Their search engine doesn’t necessarily provide the best results; it provides the portal’s results. Google conscientiously tries to stay away from that. We want to get you out of Google and to the right place as fast as possible. It’s a very different model.

Google erschuf damit selbst das Unternehmensmotto „Don’t be evil“. Mittlerweile hat die Suchmaschine jedoch so wenig Konkurrenz, dass sie es nicht mehr nötig hat, an ihren ursprünglichen Ideen festzuhalten. Der eigens errichtete Anspruch, Werbung von anderen Inhalten klar zu trennen, verliert immer mehr an Bedeutung. Nicht nur die Einschränkung der Kennzeichnung, auch die Positionierung der organischen Ergebnisse weiter unten aufgrund der vierten AdWords-Anzeige – sodass in vielen Fällen gescrollt werden muss, um sie zu sehen – trägt dazu bei.

Kommentare aus der Community

Steven am 21.07.2016 um 08:25 Uhr

Siehe ich sogar als eine Art Vertragsbruch, denn als Kunde kaufe ich eine Anzeige und möchte nur Klicks von Nutzern, die bewusst auf eine Anzeige klicken. Es gibt genug nutzer, die Werbung vermeiden wollen und Anzeigen boykottieren. Sobald sie auf die Seite kommen und stellen fest, dass es Werbung war, sind sie weg. Nur ich musste dafür bezahlen.

Problem ist nur, dass Google zum Wachstum verdammt ist aber Suchvolumen gleichbleibend ist.

Ich habe dazu einen Artikel hier gepostet
Googles Boom is over

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Alex am 07.03.2016 um 11:14 Uhr

Für mich sehen die Einträge auf dem zweiten Screenshot nicht wie Anzeigen aus. zumindest entsprechen sie nicht den aktuellen Richtlinien für AdWords Anzeigen: Sonderzeichen, überlange Texte, Social-Hinweis (bei norisbank), der in AdWords Anzeigen erst vor wenigen Wochen abgeschafft wurde. Ich lasse mich aber auch gerne vom Gegenteil überzeugen, dass es doch Anzeigen sein sollen.

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Matthias am 03.03.2016 um 08:20 Uhr

Irgendwie hoffe ich ja noch, dass es bei einem Test bleibt und google erkennt, dass das so nicht sinnvoll ist (jedenfalls auf der desktop version)

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Anderer Max am 03.03.2016 um 10:59 Uhr

Wieso sollte es nicht erfolgreich sein?
Bisherige Tests haben immer egeben (auch in Printmedien), dass Anzeigen öfter wahrgenommen / geklickt werden, wenn sie wie der Content aussehen.
Den Effekt macht sich Google sinnvollerweise zu Nutze.
Als User hat man ja immer noch NoScript und AdBlock Lite für Firefox, dann kommen einem garkeine Anzeigen mehr entgegen.
Auf dem Smartphone ist’s schon schwieriger.

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