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Social Media Marketing
Das Leben der Anderen: Facebook auf IM-Jagd
Unterschriftsreif: Die FB-Anfrage

Das Leben der Anderen: Facebook auf IM-Jagd

Arne Behr | 06.07.12

Viele Facebook-Nutzer kennen sie bereits: seit einigen Tagen verschickt das Facebook-Netzwerk Anfragen zur Namensbestätigung von Freunden.

Facebook  ist stets bemüht, seinen Nutzern ein Höchstmaß an Komfort, Sicherheit und Transparenz zu bieten. Nun bittet uns Facebook um unsere aktive Mithilfe, um seine User besser zu verstehen: das Netzwerk möchte wissen, welches der richtige Name unserer Freunde ist.

Das ist gut und richtig. Für die Sicherheit, für den Service, für die Gemeinschaft, für die Freiheit. Grausam alleine der Gedanke, ein Freund könnte mangelhaft personalisierte Werbung erhalten. Der Nutzen der persönlichen Daten für das Unternehmen stand, steht und wird für Facebook immer nur an zweiter Stelle stehen – hinter den Belangen der Mitglieder. Wir alle wissen das. In Zeiten, in denen Angela Merkels Lieblingssatz „Deutschland ist eine repräsentative Demokratie“ vor allem zeigt, dass die Entscheidungsgewalt dem Volke entzogen wurde, ersucht Facebook seine Mitglieder persönlich um Mithilfe. Ein starkes Signal.

Dem nur halbwegs aufmerksamen Leser wird der sarkastische Unterton der letzten Zeilen nicht entgangen sein. Und selbstverständlich wird keiner der Verantwortlichen der Zuckerberg-Firma ernsthaft der Hoffnung sein, dass irgendjemand eine derartige Haltung gegenüber dem sozialen Netzwerk einnehmen wird. Gerade die jüngere Facebook-Vergangenheit ist gekennzeichnet von Skandalen und Skandälchen rund um Datenschutz, Privatsphäre und gnadenloses Vertreten der eigenen Interessen.

Die aktuelle Facebook-Anfrage ist aber dennoch ein Novum. Vergleiche mit dem DDR-Regime und ihrem Ministerium für Staatssicherheit werden wach, wenn der Facebook-User in Manier eines inoffiziellen Mitarbeiters dazu aufgefordert wird, die Accounts von Freunden auf die Echtheit der Namensangaben zu überprüfen und dies dem Netzwerk zu melden. Mit dem Account des Betroffenen würde nichts passieren, garantiert Facebook. Was heißt, es geschieht im Verborgenen, der „maskierte“ User erfährt nichts von seiner „Enttarnung“.

Der Vorstoß Facebooks offenbart dabei vor allem eines: die Verantwortlichen sind sich des Ausmaßes der Gleichgültigkeit der User sehr bewusst. Der gemeine Nutzer wird auch diesen Einschnitt der Privatsphäre des Netzwerkes höchstwahrscheinlich klaglos über sich ergehen lassen. Das Schlimmste, was passieren kann, scheint in der Tat ein Klick in das Feld „Ich möchte nicht antworten“ zu sein.

Genaue Zahlen darüber, wie viele Inoffizielle Mitarbeiter das Ministerium für Staatssicherheit hatte, wird es wohl niemals geben. Jedenfalls waren darunter auch einige, die den Staat vor Angriffen von außen schützen wollten, aus Überzeugung handelten. Angesichts des vorgeblichen Motivs, die User besser verstehen zu wollen und das Netzwerk zu verbessern, könnte man beinahe zu dem Schluss kommen, für blöd verkauft zu werden.

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