Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Dein wichtigster Touchpoint zur Digitalbranche.
Social Media Marketing
Der Tod des Links: Müssen wir den Hyperlink bald begraben?

Der Tod des Links: Müssen wir den Hyperlink bald begraben?

Lisa Schubert | 02.11.15

Der Hyperlink stirbt seit einiger Zeit aus, neue Funktionen wie Facebooks „Instant Articles“ und Twitters „Moments“ beschleunigen seinen Untergang. Wir zeigen, welche Konsequenzen diese Entwicklung für Unternehmen haben kann.

In der heutigen Generation spielt sich das Geschehen im Internet überwiegend in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Snapchat ab, in denen traditionelle Links fast keine Rolle mehr spielen. Sie werden durch neue Funktionen verdrängt und scheinen sich zunehmend in Luft aufzulösen. Die Zeiten, in denen der Hyperlink – ein blauer Link, der eine Seite mit einer anderen verknüpft –  noch Markenzeichen des Internets gewesen ist, scheinen sich dem Ende zu nähern. Journalist Mathew Ingram hat für FORTUNE Vor- und Nachteile dieser Entwicklung festgehalten, die wir im Folgenden erläutern möchten.

Gefangen im sozialen Netzwerk – Wie Facebook und Twitter das Aussterben beschleunigen

Werden Facebook und Twitter den Hyperlink bald vollständig ausgerottet haben? Die neuen Funktionen – Facebooks „Instant Articles“ und Twitters „Moments“ – scheinen dieses Phänomen jedenfalls voranzutreiben.

Die Besonderheit bei Facebook Instant Articles ist, dass diese nur noch innerhalb der mobilen Facebook App existieren und nicht mehr zu externen Seiten verlinken. Bei dem Projekt knüpft Facebook Partnerschaften mit Herausgebern und Pressekanälen wie beispielsweise der New York Times. Die internen Artikel sollen dem Herausgeber helfen, die mobile Ladezeit zu verbessern. Aus der Sicht des sozialen Netzwerks liegt der Hauptvorteil darin, dass Nutzer innerhalb von Facebook gefangen gehalten werden, da kein Weg besteht, die Seite über einen Klick zu verlassen.

Auch Twitter scheint einen ähnlichen Ansatz mit sogenannten „Moments“ zu verfolgen: Diese stellen Auflistungen von Tweets und Bildern dar, die von der Redaktion des Unternehmens ausgewählt werden. Dadurch werden Nachrichten und Inhalte noch besser zugänglich und um ein Vielfaches übersichtlicher. Um allerdings den Link zu finden, der sich hinter einer Geschichte verbirgt, muss man ziemlich tief graben – nämlich ganze drei Klicks tief. Die Chancen, dass sich jemand diese Mühe macht, stehen also – realistisch gesehen – gleich Null.

Facebook Instant Articles – Fluch oder Segen?

Laut der New York Times und Facebook, zeigen die anfänglichen Resultate, dass Instant Articles wesentlich häufiger als andere traditionelle Posts  geteilt werden. Facebooks Produkt Manager Michael Reckhow begründete dies damit, dass die Posts schneller laden und dadurch auch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass diese gelesen und geteilt werden.

Für Facebook liegt der Vorteil auf der Hand: Sie suchen nach Herausgebern, da sie dadurch mehr Interaktionen innerhalb des sozialen Netzwerks schaffen können. Aber welche Auswirkungen hat dieses Phänomen auf Unternehmen? Wird ihnen diese Entwicklung schaden, da ihre Artikel und Videos ausschließlich innerhalb von Facebook existieren?

Theoretisch bringen die neuen Funktionen ebenfalls Vorteile für Herausgeber, da ihre Inhalte öfter geteilt werden und eine größere Anzahl an Leuten erreichen. Zudem hält Facebook entgegen, dass Herausgeber dasselbe Advertising vertreiben wie auf ihrer eigenen Seite oder die Einnahmen der Facebook Ads teilen.

Wieso Facebook trotzdem zur Bedrohung werden kann

Das Risiko besteht darin, dass eine fortschreitende Verlagerung des Konsums auf Facebook stattfindet und das soziale Netzwerk somit zur Standardquelle für Nachrichten wird. Dadurch, dass alle Inhalte nur noch innerhalb von Facebook zugänglich sind, besteht dann die Gefahr, dass Nutzer aufhören die Inhalte mit ihren ursprünglichen Herausgebern in Verbindung zu setzen. Unternehmen könnten hierdurch erheblichen Schaden erleiden, da sie immer mehr in den Hintergrund geraten. Und es gibt sogar schon Beweise, dass genau das geschieht.

Darüber hinaus kontrolliert Facebook, was Nutzer sehen beziehungsweise nicht sehen können. Das soziale Netzwerk ist somit Entscheider über Veröffentlichungen und bestimmt damit auch über die Wichtigkeit von Neuigkeiten und Inhalten. Facebook hätte also die Macht, störende Bilder zu löschen oder beispielsweise Nachrichten über Krieg herauszufiltern und anstatt dessen nur noch friedliche und glückliche Geschichten zu veröffentlichen. So viel steht fest – manche Informationen verschwinden einfach und das soziale Netzwerk gibt hierzu auch keine Erklärung.

Sollten wir deshalb dem Hyperlink nachtrauern?

Ursprünglich waren Links ein Weg zu zeigen, dass du deine Nachforschungen gemacht hast, Fakten und Aussagen zu belegen und bestimmte Veröffentlichungen von Bloggern anzuerkennen. Mit der Zeit wurden Blogs zu Medienfirmen, Links haben angefangen unter der Geschichte vergraben zu werden und manche haben sich ohnehin noch nie drum geschert, überhaupt eine originale Quelle zu verlinken.

Aus dieser Perspektive sind Facebook Instant Articles und Twitter Moments laut Ingram nur die Fortsetzung eines bereits fortgeschrittenen Prozesses – dem Aussterben des Hyperlinks. Ein Prozess, der den Stream über die URL stellt, das App Erlebnis über den Klick. Ein nächster Schritt in der Transformation des Webs, sich in etwas zu verwandeln, dass dem Fernsehen immer ähnlicher wird.

Was haltet ihr von dieser Entwicklung? Seht ihr das Aussterben des Hyperlinks als eine Bedrohung für bestimmte Unternehmen an?

Quelle: FORTUNE

Kommentare aus der Community

Sebastian am 08.11.2015 um 22:52 Uhr

Zählen Hyperlinks nicht auch als eine Art Quellennachweis? Mich würde genau dieser Aspekt in den Apps stören. Ich bin ein Mensch, welcher gerne Quellen genannt bekommen möchte und nicht jeder Nachricht einfach so blind vertraut. Ich denke, dass ist das eigentliche Problem.

Hyperlinks wird es immer geben, denn ohne würde das ganze Internet nicht funktionieren.

Antworten
Melissa am 09.11.2015 um 15:55 Uhr

Stimme voll zu!

Antworten
Sven Lennartz am 04.11.2015 um 14:01 Uhr

He Lisa,

auch dieser Artikel enthält keinen einzigen externen Hyperlink (nur 3 interne). Dafür aber mindestens 3 Links, die zu Facebook führen oder dort etwas bewirken sollen. DAS ist es, warum der Hyperlink an Wert verliert.

Setzt weniger Sozialleisten und Buttons ein, dafür mehr Links. Aber dafür müsste man ja recherchieren oder das Geschehen im Auge haben.

Wenn wir allesamt weiterhin Facebook die Besucher zuführen, dann sind am Ende eben alle dort – und der Content natürlich auch.

Antworten
Steven Rohner am 03.11.2015 um 20:23 Uhr

Zu behaupten der Hyperlink sterbe aus ist schon sehr drastisch formuliert. Viel mehr ergänzt sich die Content Platzierung und Verlinkung von Seiten/Inhalten um neue Mechanismen. Ein weiterer Faktor der hier nicht genannt wurde ist die Nutzung von Apps auf SmartPhones und Tablets. Oft werden schon Firmen bzw. Online-Shops mehr via Google gesucht, sondern direkt im App Store da inzwischen jeder mittelgroße Händler/Hersteller eine eigene Shopping App anbietet.

Trotzdem… man stelle sich ein Internet ohne Hyperlinks vor. Nein. Noch nicht…

Antworten
Gerd Theobald am 11.11.2015 um 13:57 Uhr

die meisten Stimmen scheinen mir eher für Hyperlinks zu votieren. Für mich ist Stevens Satz entscheidend: man stelle sich das Internet ohne Hyperlinks. Man kann die Drastik auch umkehren: ohne Hyperlinks haben wir nicht nur keine Quellenangaben sondern die Diktatur einer einzigen Seite. Ob wir das wollen?

Antworten
Felix am 03.11.2015 um 08:55 Uhr

Eigentlich unglaublich – wir haben beispielsweise absichtlich keinerlei Facebook-Tracking-Codes auf unserer Seite, auch keinen Login oder Ähnliches (eben um unsere Seite glaubwürdig über den Verdacht der Datenkrakenzulieferung zu erheben) – wir haben eine ältere und recht kritische Zielgruppe. Trotzdem haben wir freilich einen FB und Twitter-Auftritt.
Die Entscheidung, Facebook weiter nichts über unsere User zugänglich zu machen scheint damit obsolet – denn unsere Inhalte werden ja innerhalb der Apps geöffnet…
Abgesehen von dieser Entmachtung bleibt abzuwarten, wie sich das entwickelt. Aus Usersicht sehe ich diesen Weg schon als Bereicherung für das Erlebnis durch die kürzeren Wege und Ladezeiten. Unterm Strich pflichte ich meinem Vorredner tom bei, es ist unglaublich, wie Facebook machen kann, was sie wollen. Und wahrscheinlich Unsummen an Werbeeinnahmen generieren, während sie einen unterirdischen Service bieten (vgl mit Google oder Microsoft/Bing).
Da Facebook et al keine Inhalte generieren, sollten sie vorsichtig sein, wie sie mit den Content-Erstellern umgehen – und den Pfad der Symbiose nicht verlassen.

Antworten
Ben Harmanus am 02.11.2015 um 15:25 Uhr

Dumm für alle, die ihren Content nur in den sozialen Netzwerken platzieren. Wer schlau ist, der baut sich einen gesunden Emailverteiler auf und schickt die eigenen Follower zu den eigenen Seiten.

Social Media ist super, aber nicht mehr als ein Verbindungs-Tool zur Zielgruppe. Wer sich so entmachten lässt, der ist selber schuld…

Antworten
tom am 02.11.2015 um 10:54 Uhr

Für mich keine wirklich gute Entwicklung – alle prügeln auf Google und seine Marktmacht ein, kritisieren Facebook bezüglich seines Datenschutzes aber unterm Strich kann FB machen was es will. Sogar Inhalte zumindest anscheinend zu einem gewissen Teil nach SEINEM Willen ausspielen. Aber: Der Großteil der User will es wohl so – sonst würde es nicht funktionieren. Oder es wird derzeit zu sehr aufgepeitscht und was tatsächlich innerhalb Instant Articles läuft ist gar nicht so viel. Das kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nur das FB gerne schönrechnet (siehe seinerzeit die „angeschauten Videos“). Unterm Strich ist es eine Entwicklung die mir ebenso wenig gefällt wie unnütze Links zu uninteressanten Artikeln.

Antworten
Kai Dregler am 03.11.2015 um 18:59 Uhr

Eine Welt ohne Hyperlinks … oder warum man Praktikanten keine Artikel schreiben lassen sollte.

Samstagmittag 12:00 … nachdem ich den ersten Streit mit meiner Frau überstanden hatte, weil ich die URL dieses Schuh-Online-Shops vergessen habe wo sie unbedingt Schuhe bestellen wollte, wurde meine anfängliche Befürchtung zur sicheren Gewissheit: Ich würde heute kein Mittagessen bekommen! In alte Muster zurückfallend war ich schon auf dem Weg zum Rechner um einen dieser Online-Lieferdienste zu googeln, bis mir einfiel: Der Hyperlink ist ja tot. Trübselig an die weltweite Trauer-Veranstaltung zurückdenkend, warf ich mir meine Jacke über um mich auf den Weg zu einem dieser Google Mitarbeiter zu machen, die inzwischen Rostbratwürstchen aus Bauchläden an Bahnhöfen verkaufen. Dort angekommen erfuhr ich, dass inzwischen auch keine Röstbratwürstchen mehr lieferbar sind, man hätte den Zettel mit der Adresse des Lieferanten verlegt. Erneute Recherchen nach Lieferanten wären derzeit nicht möglich, da die letzten Mitarbeiter welche des Lesens und Schreibens mächtig waren jüngst das Unternehmen verlassen hätten um gemeinsam das Kataloggeschäft von Quelle wieder aufzubauen.

Weiterführende Informationen zum Thema: https://www.youtube.com/watch?v=8PNRrOGJqUI

LG

Antworten
Anton Priebe am 04.11.2015 um 13:04 Uhr

Hi Kai,

schönes Bild, hat aber zum Glück wenig mit dem Hyperlink-Sterben in den Apps zu tun. :-)

Grüße

Antworten
Kai Dregler am 04.11.2015 um 17:51 Uhr

japp aber darum geht es ja auch nicht …


Aus dieser Perspektive sind Facebook Instant Articles und Twitter Moments laut Ingram nur die Fortsetzung eines bereits fortgeschrittenen Prozesses – dem Aussterben des Hyperlinks.

Es geht um das Aussterbend des Hyperlinks im Internet, was mal ganz pauschal gesagt einfach Quatsch ist. Hyperlinks sind eine Grundfunktionsweise des Internet. Ohne Hyperlinks hätte nie jemand Facebook gefunden oder würde bis heute nicht den Weg zu einer Facebook Instant Article App finden.

Es fehlt hier an jeder Differenzierung. Die starke Aufsplittung des App-basierten Webs in monokausale Zugriffswelten einzelner Anbieter ist ein legitimes und auch spannendes Thema. Dessen Problematik natürlich nicht nur auf das nutzerbindende Interesse von kommerziellen Unternehmen sondern auch einfach auf die bis heute mangelnde Bedienbarkeit des Browser-basierten Webs für mobile Endgeräte zurückzuführen ist. Aber daraus den Schluss zu ziehen das der Hyperlink stirbt … bitte …

Alle die das wirklich denken, sollten die Definition eines Hyperlink noch mal lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Hyperlink und ggf. den Link zur Sendung mit der Maus anklicken. ;)

LG

Antworten
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*