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Technologie
Netflix für Podcasts – Launch für Podimo

Netflix für Podcasts – Launch für Podimo

Johann Peters | 15.11.19

Podimo hat von deutschen Investoren ein Startkapital von 6 Millionen Euro erhalten und nun am 12.11.2019 ihre neue Podcast Distributions Plattform gestartet.

Podimo ist eine Podcast Distributions-Plattform, die es den Hörern einfach machen soll, den besten und passendsten Content zu finden. Mithilfe eines Teams, das in die Tiefen der, inzwischen doch sehr reichhaltigen Podcast-Welt einsteigt, bietet Podimo eine „Best of“-Erfahrung der Audioart. Unter der Menge an Podcasts ist es für den User nicht einfach den Überblick zu behalten. Durch einen smarten Algorithmus, der lernt, was dem Nutzer gefällt und was nicht, wird die bestmögliche, personalisierte Experience ans Herz gelegt

Podimo soll Podcasts einfach machen.

– Nicolaus Berlin Co-Founder

Podimo setzt einiges in Eigenproduktion von Podcast Formaten um, wie „Blind Date“, ein Podcast, bei dem man das zusammengeschnittene, erste Date zweier fremder Personen aus der Sicht eines Zuhörers am Nebentisch miterleben kann, also praktisch einem Podcast im RTL-Format. Aber auch fremde Podcasts werden gefeatured, Podimo kooperiert hier mit Partnern wie Medienhäusern oder einzelnen Podcastern.

Jeder Podcaster kann seinen Content bei Podimo distribuieren und sich dabei entscheiden, ob er es exklusiv bei Podimo vertreibt oder ob er den Podcast auch auf anderen Kanälen zur Verfügung stellt. Jede dieser Optionen hat ihren eigenen Anreiz. Denn Podimo ist die erste und einzige Plattform, die den Podcastern eine Gewinnbeteiligung verspricht. Für exklusiven Content werden 50 Prozent des Mitgliedbeitrages der Zuhörer, anteilig unter den gehörten Podcasts, aufgeteilt. Für inklusiven Content sind es 20 Prozent. Anteilig bedeutet hier, dass der Podcaster bei einem Mitgliedbeitrag von fünf Euro, zwei Euro und fünfzig Cent erhalten würde, wenn dieser Nutzer ausschließlich den einen Podcast hört. Hört er jedoch zwei Podcasts – unseren mit acht Stunden im Monat und einen fremden mit zwei Stunden – erhalten wir 80 Prozent des Mitgliedsbeitrages. Podimo selbst nennt dies „Faires Ökosystem für Podcaster“.

Faires Ökosystem für Podcaster

Mit diesem Geschäftsmodell möchte es sich gegen Größen wie Spotify durchsetzen, die ihren Podcastern keinen Gewinn versprechen und nur an den Reichweitengewinn appellieren. In Deutschland existieren knapp 17.000 Podcasts, nur die wenigsten, also nur die Top 100, haben einen Gewinn, der die Ausgaben deckt. Aber auch wenn man groß genug ist, um Werbepartner zu finden, ist es dennoch nicht einfach in jeder Folge ausgelastet zu werden. Podimo sieht die Zukunft im Audio, doch mit solchen Hindernissen stagniert das Wachstum lediglich, denn warum sollte man genialen Content erstellen, wenn keine Möglichkeit besteht, Gewinn zu erwirtschaften.

Gerade von der Konsumentenseite ist eine extreme Rechtfertigung für dieses Medium da. Podcasts werden, wie man es in den letzten Jahren durch Nachrichten und Gespräche mit Freunden weiterhin stärker herauskristallisiert, immer beliebter. Von der wirtschaftlichen Seite fehlt jedoch noch die Berechtigung für das Geschäftsmodell. Doch genau da möchte Podimo hin, denn nach ihnen, sollte jeder Podcast für seine gehörten Inhalte honoriert werden.

Ob Podimo nun als Werbeplattform für die Reichweitengenerierung einer eigenen Website oder einer eigenen Dienstleistung verwendet wird und dieser Podcast nun auf vielen Anbietern vorhanden ist oder man sich exklusiv auf die Umsatzgenerierung beschränkt, ist dem Podcaster überlassen. So kann er selbst entscheiden, ob der Podcast exklusiv mit höherer Gewinnbeteiligung bei Podimo gelistet wird oder man es nur als Reichweiteninstrument nutzt. Jeder hat die Wahl zu entscheiden, was am Besten zu ihm und seinen Zuhörern passt.

© Mohammad Metri – unsplash

Warum ist der deutsche Markt interessant?

Podimo wurde in Dänemark gegründet. Aus dem einfachen Grund, dass das gesamte Team aus Dänemark kam und man mit den Dänen als kleiner Markt einen interessanten Anfangszweig schaffen konnte. Inzwischen gibt es, in dem gerade mal sechs Millionen Einwohner starken Land, über 100 Original-Formate am Markt. In Dänemark kam es großartig an und so hatte man nach einiger Zeit genug Erfahrung und genug Startkapital, um sich an Deutschland heranzuwagen.

Nach der Frage der strategischen Ausrichtung, beschloss man Deutschland als nächsten Markt anzutesten. Deutschland hat in Europa einen gewichtigen Stellenwert und bietet sich daher ideal als Angriffsfläche für den europäischen Markt an. Viele der Investoren Podimos sind des Weiteren aus dem deutschsprachigen Raum und so gab es für Podimo einen klaren Favoriten für den Marktausbau. Zu den sechs Millionen potenziellen Nutzern Dänemarks, kommen nur knappe 80 Millionen deutsche, potenzielle Nutzer hinzu. Es bleibt abzuwarten, wie Podimo sich schlägt, der Trend zeigt jedoch, dass Podcasts in Deutschland ein unglaubliches Wachstum erfahren und es dennoch eine Menge Menschen gibt, die weiterhin keine Podcasts hören. Auch diese kann man noch erreichen.

Schwierig wird es für Podimo, da der deutsche Markt deutlich größer, komplexer und fragmentierter ist. Denn während sich Dänemarks komplettes Leben in Kopenhagen abspielt, gibt es in Deutschland einen breiteren Markt. Auf der anderen Seite kann man viel lernen, was auf dem Markt funktioniert und das Gelernte auf andere Märkte anwenden.

Krimis und Info-tainment als Starter

Die Kernzielgruppe für Podcasts liegt im Bereich von 30 Jahren und aufwärts. Eine deutliche Neigung zu Krimis, insbesondere True Crime, also wahre Verbrechen, ist gerade im deutschen Markt und dem Alterssegment klar zu verspüren. Tatsächlich ist die Anfrage nach diesem Markt momentan wesentlich größer als das Angebot. Um gute True Crime-Formate zu produzieren, ist ein wesentlich höherer Aufwand erforderlich, als mit einem Interviewpartner über Alltägliches zu reden. Dieser Mehraufwand muss bezahlt werden und wie wir schon festgestellt haben, ist die Podcast Branche im Moment nicht rentabel. Auf dem amerikanischen Markt sieht das ganz anders aus, Podcasts sind dort deutlich hochwertiger produziert, da auch die Einnahmequellen stimmen.

Info-tainment wird aus einem sehr ähnlichen Grund inkludiert. Ein großer Teil der deutschen Podcasthörer ist aktiv dabei, da er sich fortbilden möchte. Da eine einfache Dokumentation oder ein vorgelesenes Sachbuch zu langweilig sein würde, muss darauf geachtet werden einen informativen, aber auch spannenden Vortrag zu halten.

Ist der Markt nicht bereits übersättigt?

Nein. Selbst zu Zeiten von Spotify und anderen Audio Distributions Plattformen wie Audible, Google Podcasts, Anchor etc. ist die Marktsättigung noch lange nicht erreicht, da gerade auf diesen Plattformen, die dem Nutzer keinen Gewinn versprechen, ein sehr simples und oberflächliches Podcast Genre vertreten ist. Die Nutzer hören jedoch lieber Podcast mit einem fortlaufenden Storytelling. Diese sind zwar aufwendiger und wesentlich komplexer, halten die Leute aber enger an der Geschichte. Investigative Podcasts bedeuten mehr Aufwand, lohnen sich aber langfristig.

Audio ist ein Medium der Zukunft. Man hat mehr Zeit zu hören, als zu lesen und es ist wesentlich bequemer. Statt mit einem Buch in der Hand durch die Stadt zu laufen, dröhnt der Lieblingspodcast aus den Ohrhörern. Obwohl es gerade stark nach Hörbuch klingt, ist es Podimo wichtig zwischen Podcasts und Hörbuch zu unterscheiden. Podcasts sind direkt fürs Hören geschaffen, Hörbücher sind eigentlich Lesemedien, die der Einfachheit selber zweckentfremdet werden. Sie sind wesentlich komplexer aufgebaut und fordern viel Konzentration für eigentlich leichte Lektüre. Podcasts hingegen wirken eher wie Teil eines Gesprächs, in das man sich interaktiv verwickeln kann.

Schlusswort

Podimo ist neu im deutschen Markt und wird sich in den nächsten Monaten stark anstrengen müssen, um gegen Größen wie Spotify herausstechen zu können. Ganz sicher scheint es, dass es sich klar darstellen muss und den potenziellen Nutzern die Vorteile einer Podcast exklusiven Plattform näherbringt. Die nächsten Monate werden spannend.

Podimo könnt ihr gratis ausprobieren, als Premiumkunde habt ihr die Möglichkeit auf exklusiven Content zuzugreifen.

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