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Social Media Marketing
Facebooks Dating: Ein Zugeständnis an das Digitalzeitalter
Zuckerberg präsentiert Facebooks Dating Feature auf der F8, © Facebook Developers

Facebooks Dating: Ein Zugeständnis an das Digitalzeitalter

Niklas Lewanczik | 02.05.18

Mark Zuckerberg hat bei der F8 ein Dating Feature für Facebook angekündigt. Das macht Furore, zeigt eigentlich aber nur einen Shift im Alltag der Menschen.

Das war ein gefundenes Fressen für die Medien: Facebook setzt jetzt auch auf Dating. Was Mark Zuckerberg bei der Facebook Developer Conference jüngst verkündete, sorgt für mediale Aufmerksamkeit. Man wähnt nun Tinder in Gefahr. Und tatsächlich ist Facebook als Plattform fürs Dating prädestiniert; die Notwendigkeit für das Feature ist hausgemacht.

Dating und Facebook: Das scheint wie füreinander gemacht

Mark Zuckerberg hat auf der F8, der Developer Conference von Facebook, überrascht. Denn inmitten des noch immer aktuellen Datenskandals war plötzlich ein neues Dating Feature zum Mittelpunkt von Facebooks Unternehmensstrategie geworden. Demnach möchte das Soziale Netzwerk dieser Bezeichnung gerecht werden und den knapp 200 Millionen Nutzern, die bei Facebook als Status Single angegeben haben, zu ihrem Liebesglück verhelfen. Zuckerberg berichtete ebenfalls davon, dass es bereits viele Ehen gäbe, die erst durch die Plattform zustande gekommen sind.

Tatsächlich ist Facebook ja nicht nur aus einer studentischen Idee zum Bildervergleich von Studierenden – schon ein wenig à la Tinder – hervorgegangen, sondern liefert grundsätzlich alle Voraussetzungen für eine passgenaue Partnervermittlung. Facebook hat dank der häufig ausschweifenden Profile so konkrete Kenntnisse über die Nutzer und deren Vorlieben, sozialen Status usw., dass die Einordnung in bestimmte Muster nicht schwer fallen sollte.

Wie funktioniert das Feature?

Schon zu Beginn des Jahres hatte John Constine bei TechCrunch von der Möglichkeit berichtet, dass Facebook sich zum Onlinedating bekennen wird. Nun erklärt er in einem weiteren Beitrag, wie das Feature aussehen soll.

Dabei kann der Nutzer zuerst ein Profil nur mit seinem Vornamen erstellen. Dieses wird nicht im Newsfeed angezeigt und ist für die Facebookfreunde unsichtbar. Dann können nach Interesse Veranstaltungen und Gruppen aus der Region durchsucht werden. Eine Gruppe kann für das Dating geöffnet werden, wobei entsprechend der Interessen andere Nutzer des Features zu finden sind. Du kannst deren Profile mit Basisinformationen und einigen Fotos ansehen. Ausgewählt werden die angezeigten Nutzer nach ähnlichen Interessen, Freunden und weiteren Informationen, die Facebook von dir hat. Bei beiderseitigem Interesse kann eine Konversation gestartet werden, ähnlich wie bei Tinder. Diese ist von WhatsApp und dem Messenger separiert. Und bislang können aus Sicherheitsgründen nur Texte verschickt werden.

Facebooks Dating Feature, Quelle: John Constine, TechCrunch

Alles online, auch die Liebe

Die Menschen stellen seit Jahren ihren Alltag um. Hin zum Digitalen, zum Online Shopping, Online Banking. Nachrichten werden über Apps oder im Netz rezipiert und zu einem Gutteil helfen Social Media bei der Pflege von Freundschaften und anderen Kontakten. Vor allem in den USA ist die Nutzung sämtlicher Möglichkeiten in diesem Bereich hoch.

Facebook hat über zwei Milliarden Nutzer und vereint verschiedenste Anliegen. Hier wird kommuniziert, es werden Arbeitsgruppen gebildet, Werbung und Unterhaltung wird rezipiert. Aber es werden genauso Profile und Personen unter die Lupe genommen. Nicht selten auch zum Zweck der Annäherung. Dabei ist diese Entwicklung schon so alt wie das erste soziale Netzwerk. Die Kontaktaufnahme mit Menschen, die man womöglich anziehend findet, wird online erleichtert. Bei Facebook helfen Bilder und Interessenangaben schon jetzt, mögliche Gemeinsamkeiten zu ermitteln. Diese können wiederum gleich als Aufhänger für eine Konversation genutzt werden. Das ist nichts Neues und damit ist Facebook schon immer eine Plattform für Dating gewesen; allerdings auf Basis der Nutzer, die sich statt offline nun in den Weiten der digitalen Vernetzung nach potentiellen Partnern oder Liebschaften umsehen.

Tinder und Co. haben sich dann zur Aufgabe gemacht, die Menschen ganz unmittelbar miteinander zu verbinden. Vor allem auf Grundlage der simplen Daten wie Ortsangaben. Der Erfolg dieser und ähnlicher Apps spricht dafür, dass die Menschen gewillt sind, sich über Dating Apps, Features, Portale etc. zu finden, weil es effizient ist. Und weil es verschiedene Möglichkeiten bietet, vom One-Night-Stand bis zur langen Partnerschaft, vielleicht sogar Ehe. In den USA lernen sich bereits unheimlich viele Paare so kennen und die Tendenz zeigt hier wie andernorts nach oben.

Muss Tinder Facebooks Vorstoß fürchten?

Der Aktienkurs von Tinder erlebte nach Zuckerbergs Ankündigung einen leichten Einbruch. Immerhin setzt Facebook mit der lokalen Ausrichtung der Partnervermittlung auf ähnliche Größen wie Tinder. Und Facebook kann womöglich sehr präzise Vorschläge machen, wenn es um den Wunschpartner geht. Allerdings hofft Zuckerberg eher auf langfristige Beziehungen. Hier scheint Tinder zumindest keine Präferenzen vorzugeben. Wer bei der App gute Erfahrungen gemacht hat, dürfte sich dieser weiterhin bedienen. Dennoch mag Facebooks Dating Feature für eine Reihe Alleinstehender von Interesse sein. Besonders, wenn sie sehr präzise Vorstellungen von einem Partner haben, dem sie bislang einfach nicht begegnet sind. Online scheint das möglich und mit dem Repertoire an Nutzerdaten, das Facebook aufweist, könnte die Plattform sich aktiv als das erweisen, was es schon jahrelang ist: als Treffpunkt für die Menschen der Welt, auch die Liebe (oder etwas weniger) Suchenden.

Dass die grundlegensten Dinge des Alltags sich in digitale Räume verlagern, ist längst Realität. Und das kann viele Vorteile haben. Davon werden all die glücklichen Paare Zeugnis ablegen, die sich online kennengelernt haben. Trotzdem sei auf Gefahren hingewiesen. Denn während Facebook Millionen von Nutzerdaten unfreiwillig verloren hatte, waren bei der Dating App Grindr HIV-Status der Nutzer an Unternehmen weitergegeben worden. Die persönlichen Daten sind in einer digitalen Welt nie so ganz sicher. Der Nutzer muss sich also überlegen, wie eng er Intimität und Gefühl mit dieser Welt verknüpfen möchte. Als Mittel zum Zweck werden Dating Features künftig wohl aber nur Zuwachs haben. Auch, weil die Generation Z und Folgegenerationen mit diesen Optionen als Standard aufwachsen. Dann könnte Facebook mit seinem Vorstoß umso mehr profitieren; und für viele noch ein Stücken unersetzlicher werden.

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