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SEO - Suchmaschinenoptimierung
9 SEO-Prognosen für 2018 von Guru Rand Fishkin auf dem Prüfstand

9 SEO-Prognosen für 2018 von Guru Rand Fishkin auf dem Prüfstand

Niklas Lewanczik | 17.01.18

Rand Fishkin hat für 2018 SEO Vorhersagen getroffen, die mitunter recht kühn sind. Welche sind das und wie glaubhaft sind sie?

Wenn behauptet wird, dass die Zahl der organischen Klicks bei Google am Ende des Jahres um etwa fünf Prozent zurückgegangen sein wird oder dass Twitter und LinkedIn künftig ihren Referral Traffic eindämmen, sind das starke Worte. Wie schon für 2017, hat Rand Fishkin von MOZ auch für dieses Jahr SEO Vorhersagen aufgestellt, die es in sich haben. Dabei steht zur Diskussion, ob er damit ins Schwarze treffen kann.

SEO Vorhersagen für 2017: Gute Prognosen und mal verschätzt

Bei Vorhersagen ist sicherlich eines ganz besonders von Interesse: ob sie sich letztlich als zutreffend herausstellen. Daher hat Rand Fishkin bei seinem Blogpost bei MOZ seine Vorhersagen, die er für das SEO Jahr 2017 getroffen hatte, nochmals mit den tatsächlichen Entwicklungen abgeglichen. Und es stellt sich heraus: mit vielen seiner Vermutungen lag der Experte richtig. So hatte Fishkin beispielsweise prognostiziert, dass Twitter unabhängig und für Publisher und Influencer (zumindest in den USA) sehr wichtig bleiben oder dass Google auch Ende 2017 der unangefochtene Top Referrer von Traffic sein würde. Diese Vorhersagen erwiesen sich als richtig. Allerdings hatte sich Fishkin damit nicht allzu weit aus dem Fenster gelehnt.

Mit seiner Prognose, dass die Amazonsuche Ende 2017 vier oder mehr Prozent von der Googlesuche haben würde, lag er dagegen falsch. Nicht einmal ein Prozent des Volumens Googles konnte die Amazonsuche erreichen.

Doch diese Voraussagen sind Vergangenheit und Rand Fishkin wartet mit neun neuen Prognosen für 2018 auf, die sich auf die Suchmaschinenoptimierung auswirken könnten. Fragt sich nur: sind diese wahrscheinlich? Immerhin wagt Fishkin die eine oder andere kühne Schätzung.

SEO Vorhersagen für 2018

Rand Fishkin setzt sich mit seinen Prognosen erneut dem Interesse, aber genauso der Kritik der Leser aus. Wir werfen zunächst einen Blick auf seine aktuellen Vorhersagen.

1. Gibt es weniger organische Klicks über Google?

Mit dieser Einschätzung startet Fishkin seine neuen Voraussagen. Er geht sogar soweit zu sagen, dass am Ende des Jahres die Zahl der organischen Klicks bei Google um etwa fünf Prozent zurückgegangen sein wird. So ist die Zahl der bezahlten Klicks noch vergleichsweise gering. Doch eine Tendenz zum Rückgang organischer Klicks bei Google scheint nicht von der Hand zu weisen. Das deutet die Analyse Jumpshots von Google.com aus den USA an.

Zahl der bezahlten und organischen Klicks bei Google.com, © Jumpshot

Eine Begründung in geringeren Zahlen für organische Klicks kann man sicherlich in der Optimierung von Featured Snippets, Knowledge Panels etc. sehen. Denn diese Entwicklungen helfen Nutzern mehr und mehr ohne Klick auf die Website ihre Neugier zu befriedigen. Dieses Phänomen findet sich auch in SEO Trends für 2018 wieder. Darüber hinaus lässt sich beobachten, dass die bezahlten Klicks bei Google auf dem Vormarsch sind. Das hat unter anderem Brian Wood im MOZ-Blog festgestellt. Die Vermutung Fishkins scheint demnach nachvollziehbar und wahrscheinlich.

Allerdings bedeutet das nicht zwangsläufig weniger Möglichkeiten für die SEO, wie Fishkin angibt. Vielmehr ist die Entwicklung eine Herausforderung, die noch höhere Anforderungen an die SEOs stellt, aber ebenso die Chance auf sehr effektive Positionen in den SERPs bietet.

2. Twitter und LinkedIn könnten aktiv den Referral Traffic minimieren

Hierbei handelt es sich lediglich um eine Vermutung, die Rand Fishkin auf die Tatsache stützt, dass etwa Facebook damit Erfolg gehabt hat. In Bezug auf Publisher ist der Rückgang sehr stark gewesen.

Referral Traffic von Facebook geht zurück, © Parse.ly

Um die Nutzer auf der eigenen Plattform zu halten, glaubt Fishkin auch bei Twitter und LinkedIn an ähnliche Entwicklungen. Dabei sind diese Plattformen keine so großen Traffic-Driver. Dennoch könnten Publisher und die Plattformen profitieren, wenn sie sich darauf konzentrieren, dass es etwa bei Twitter mehr um Branding und Engagement geht als um das Generieren von Traffic. Damit könnte diese Vermutung also zutreffen, da bereits viele Publisher etwa Video-Content für ihre Tweets erstellen. Dennoch wird bei Twitter explizit nach News gesucht und die Frage, ob dort eine ähnliche Eindämmung vom (zugegebenermaßen im Vergleich geringen) Referral Traffic zu erwarten steht. Würden die Twitter-User damit zufrieden sein, ein paar geistreiche Sprüche und vielleicht die ein oder andere Tirade zu verfolgen?

3. Wird ein bedeutender SEO Anbieter – oder gar mehrere – zugrunde gehen?

Mit seiner dritten Voraussage lehnt sich Fishkin durchaus aus dem Fenster. Er glaubt, dass mindestens einer der großen SEO Anbieter (Deepcrawl, SEMRush, Majestic, Ahrefs, Conductor, Brightedge, SISTRIX, GinzaMetrics, SEOClarity, und Moz in den USA), die über zehn Millionen US-Dollar Einkünfte pro Jahr haben, das Jahr nicht überstehen wird. Dabei schränkt er ein, dass womöglich eher eine Übernahme eines dieser Unternehmen als dessen Konkurs zu erwarten steht.

Begründet wird die Annahme auch damit, dass Googles Search Console deutliche Fortschritte macht, wie zuletzt der Roll-Out der Beta-Version mit einer Datenübersicht für 16 Monate zeigte.

Die Möglichkeit der Übernahme wird von vielen User akzeptiert, wenngleich ein Einbrechen der Einnahmen für manche Unternehmen wahrscheinlicher wirkt. Das SEO Feld muss aber auch unter erschwerten Bedingungen weiter bestellt werden, nur bleibt die Frage, ob die Kunden weiterhin zu zahlen bereit sind, wenn die Aussichten trüber werden.

4. Alexa wird Marktanteile bei der Suche von Google abgraben

Hier bezieht sich Fishkin vor allem auf Geräte wie Amazons Echo Show. Und die Vorhersage deutet an, dass über Voice Search eine geringfügige Verlagerung von Marktanteilen bei der Suche möglich ist. Tatsächlich haben Alexa und Amazon in Sachen Smart Speaker einen Vorteil gegenüber Google, was in den USA besonders zum Tragen kommt. Dort sind sowohl Voice Search als auch Smart Speaker schon gängiger als hierzulande.

Verkäufe von Amazon Echo und Google Home im dritten Quartal 2017, © Voicebeat

Aber Alexa ist bis dato noch nicht geeignet, viele wichtige Fragen zu beantworten. Dazu greifen viele Nutzer, ebenfalls aus Gewohnheit, auf Google auf dem Smartphone oder Tablet zurück. Aber mit dem Aufstieg von Smart Speakern dürfte Alexa zwangsläufig mehr Marktanteile erhalten. Vor allem, wenn die Voice Search sich im Alltag etabliert und entsprechend gute Ergebnisse liefern kann. Hier gibt es zwar noch Nachholbedarf, aber die Grundaussage Fishkins scheint glaubhaft.

5. Ein seriöser Wettbewerber für YouTube könnte sich erheben

Für die Nutzer wäre das sicherlich eine gute Nachricht. Immerhin hat YouTube eine regelrechte Monopolstellung im Netz. Angeheizt wird die Diskussion dieser These vor allem durch den Aspekt, dass auf vielen Amazongeräten derzeit YouTube nicht mehr verfügbar ist. Und während Facebook mit Watch schon eine gewisse Konkurrenz darstellt, könnte beispielsweise Amazon nun mit einem konkreten Gegenspieler aufwarten. So berichtet Ben Schoon bei 9to5google von Patenten für Amazontube und Opentube. Der Name deutet bereits darauf hin, dass es eine Gegenvariante zu YouTube geben könnte, die nicht von Google kommt.

Fishkin meint, dass Facebook, Amazon oder Microsoft gut daran täten, eine Videoplattform zu fördern, die eine Alternative zu YouTube bietet. Das wäre für viele Parteien von Interesse und genug finanzielle Mittel oder Nutzer sollten da sein. Fraglich bliebe wohl, ob potentielle Nutzer solche eine Plattform einfach nur neben YouTube nutzen würden; aber ein Anfang wäre es. Besonders für jene, die auf Amazongeräte setzen.

6. Das Facebook Audience Network wird dank Investitionen zum großen Ad-Tech-Player

Diese Voraussage ist einigermaßen vage und daher kann man ihr wohl mehr oder weniger zustimmen. Denn Facebook hat nicht nur stetig mehr User und natürlich auch Werbeeinnahmen zu verzeichnen, sondern setzt ebenso vermehrt auf noch mehr Werbeformate (wie In-Stream-Video) und mehr Werbeinventar (etwa bei Instagram).

Es wäre also eher verwunderlich, wenn Facebooks Audience Network keine bedeutsamen Schritte zu einer wichtigen Ad-Tech-Präsenz hin machen würde.

7. Apps werden im Schatten von PWAs und Mobile First-Websites stehen

Manche würden es als kühne Behauptung betrachten, dass die Apps schon wieder auf einem absteigenden Ast sein sollen. Aber das meint Fishkin und gibt an, dass die Zukunft den PWAs( Progressive Web Apps) und Mobile First-Websites gehört.

Und schon 2017 deutete sich an, dass der App-Boom längst nicht mehr da ist. Davon berichtete auch BGR. Die App-Nutzung stieg schon deutlich weniger an als noch 2016. Und es ist genauso zu beachten, welche Unternehmen nun noch auf Apps setzen können oder sollten. BGR berichtet, dass in der Shopping-Kategorie ein Anstieg von 54 Prozent bei der App-Nutzung in 2017 verzeichnet wurde, während andere Branchen einbrachen.

Fishkin glaubt, dass nur die Top Apps weiter von Bedeutung sein werden, dass aber viele Unternehmen besser auf PWAs und die Mobile First-Websites setzen sollten. Eine Nutzung von Googles AMP-Programm bietet sich darüber hinaus an. Dieses hatte Mitte letzten Jahres bereits über zwei Milliarden mobile Websites zu verzeichnen. Ob Marken und Organisationen dann wirklich eine Abkehr von den Apps bewirken, bleibt abzuwarten. Doch es scheint realistisch, denn das mobile Web ist schon sehr schnell und viele Apps im Vergleich wenig userfreundlich.

8. WordPress wird seine Dominanz unter den CMS ausbauen

WordPress ist das meistgenutzte CMS bei Websites. Und Fishkin glaubt, dass über das Jahr 2018 die Nutzung des Systems von etwa 25 Prozent auf gut 35 Prozent bei allen Websites steigen dürfte. Das klingt nach einer sehr großen Steigerung und damit nach einer wiederum kühnen Annahme. Allerdings zeigt W3Techs Analyse derzeit sogar eine Nutzungsrate von 29,3 Prozent für WordPress.

Die Nutzung von WordPress als CMS, © W3Techs

Demnach liegt der Marktanteil des Systems sogar bei 60 Prozent. Und diese Dominanz könnte sich nach Ansicht Fishkins noch steigern, da WordPress in Sachen Flexibilität, Kosten-Nutzen und seinem guten Grundsatzsystem für Plugins beinah konkurrenzlos ist.

Allerdings glauben viele User nicht an einen so großen Sprung. Das kann mit der Entwicklung vom Januar 2017 bis zu Jahresbeginn 2018 unterstrichen werden.

Die WordPress-Nutzung in Prozent an den Websites von Januar 2017 bis Januar 2018, © W3Techs

9. Das Ende der Netzneutralität wird die USA in Form von schlechteren Verbindungen, Einschränkungen und Co. treffen

Die Netzneutralität ist in den USA seit Dezember 2017 Vergangenheit. Auch in Europa taumelt das Prinzip. Rand Fishkin prognostiziert, dass gegen Ende 2018 eine deutliche Veränderung in der Web-Nutzung in den USA spürbar sein wird. Und zwar in Form von Einschränkungen beim Zugriff auf bestimmte Seiten oder zumindest verlangsamten Verbindungen.

Dass sich nun Anbieter wie Verizon oder AT&T quasi als Türhüter präsentieren können, bedeutet mögliche Zusatzkosten für die Nutzer, die weiterhin alle Annehmlichkeiten einer umfassenden und uneingeschränkten Web-Nutzung genießen wollen. Noch sind die Folgen nicht absehbar, aber Fishkin dürfte recht damit behalten, dass vor allem die User, die keine Zusatzpakete kaufen wollen, einige Netzprivilegien verlieren könnten.

Was genau auf die US-Nutzer zukommt und wie sich ähnliche Entwicklungen in Europa präsentieren, zeigt unser Artikel.

Letzten Endes können wir also die SEO Vorhersagen von Rand Fishkin betrachten und feststellen, dass einige vage bleiben, andere wiederum gewagte Aussagen darstellen. Die meisten User teilen seine Ansichten. Doch muss klar betont werden, dass er sich auf die USA bezieht; und dass von ihm erwartete Entwicklungen in Europa erst später oder (hoffentlich, wenn es um Netzneutralität geht) gar nicht auftauchen. Es wird also erst im Januar 2019 absehbar sein, inwieweit Fishkin recht behalten haben wird. Aber ob man seinen Voraussagen nun vollends folgt oder nicht, so dienen sie dennoch als Indikator für Entwicklungen im SEO Bereich, die wir einem renommierten Experten zuschreiben können.

Aber mit Sicherheit gibt es sowohl Gegenstimmen als auch Erwähnungen ganz anderer Prognosen für den SEO Markt 2018. Doch ist es nicht gerade dieser Diskurs über die Entwicklungen der Suchmaschinenoptimierung, der das Bewusstsein für seine Relevanz schärft und eine aufgeschlossene und progressive Haltung fördert? Wie die Optimierung ein Prozess ist, so muss die Wahrnehmung der Rahmen für die SEO ebenso stetig aktualisiert werden; hierfür gibt Rand Fishkin einen produktiven Anstoß.

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