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Unternehmenskultur
Fehler im System? Google-Mitarbeiter kritisieren Unternehmenskultur

Fehler im System? Google-Mitarbeiter kritisieren Unternehmenskultur

Toni Gau | 09.05.19

Das Image des sympathischen Großunternehmens bröckelt in letzter Zeit. Jetzt sprechen sich auch Mitarbeiter gegen den Big Player Google aus.

Einem Großunternehmen zu vertrauen oder ihm Sympathie zu schenken ist eine Angelegenheit, mit der sich viele schwer tun. Google schien dies bislang allerdings verhältnismäßig gut zu meistern, doch scheint der Big Player hiervon abzukommen. Nun sprechen sich auch Mitarbeiter gegen den Konzern aus und GoogleWatchBlog berichtet.

Fehlendes Vertrauen

Seit geraumer Zeit muss Google nun an Popularität der Nutzer einbüßen, wie Umfragen von Axios veranschaulichen. Auf Platz 41 der vertrauenswürdigsten Unternehmen befindet sich der Big Player zurzeit und muss damit Unternehmen wie Amazon auf Platz 2, Samsung auf Platz 7, Microsoft auf Platz 9 und selbst Nestlé auf Platz 29 Vorrang lassen. Der Umfrage zufolge befindet Google sich in der Kategorie „Very Good“, was ausgehend davon, dass Google sich zuvor in der Kategorie „Excellent“ – 13 Plätze zuvor – befand, nichtsdestotrotz ein tiefer Fall ist.

Mangelndes Vertrauen? Immer weiter fällt Google im Ranking der vertrauenswürdigsten Unternehmen.

Bereits die Nutzer zweifeln also bereits am Unternehmen. Wenn sich dann noch interne Stimmen gegen dieses äußern, bedeutet das nichts Gutes.

Neu ist immer besser. Oder doch nicht?

Ein derzeit großes Problem Googles ist ein allgemeines Problem amerikanischer Unternehmenskultur, welches der Tech-Gigant wohl besonders verinnerlicht hat. Zu viel Feedback und Bewertungen einzelner Leistungen, statt ein Gesamtbild wahrzunehmen und dieses zu beurteilen. Dementsprechend wird im Großunternehmen anscheinend zu viel Wert auf Launches und Innovationen gelegt, statt dem Beheben bestehender Fehler, Bugfixes und Derartigem. Eine veröffentlichte, von Mitarbeitern geführte Diskussion scheint dies zu bestätigen.

Google featureless ZERO penalties for fucking shit up! Zero! Do you know what the people who wasted two years on Allo got after it was canned? Nothing! Some of them actually got promoted! Google GREATLY encourages „launches“ – releasing something publicly. And keep in mind – no penalties if the shit is half baked, not working, only works on chrome, or some such nonsense! This is the norm!

Der Fokus liegt dementsprechend auf Neuerungen und diese sind der einzige Weg im Unternehmen die Karriereleiter zu besteigen. Die Mitarbeiter sollen also große Arbeiten verrichten, unabhängig davon, ob diese tatsächlich funktional sind oder überhaupt Sinn ergeben. Wer in kleinen Schritten arbeitet, um ein funktionierendes, sinnvolles Feature zu veröffentlichen, scheint nicht belohnt zu werden.

Fehlende Anerkennung und falscher Fokus

Do you know how many bugs you need to fix to get promoted? Infinity. No matter how many you fix, it will never get you enough „impact“ for promotion. Never. How many useless redesigns do you need to launch to get promoted? ONE!

Die Feedback-Kultur amerikanischer Unternehmen soll ursprünglich dazu dienen, die Arbeit der Angestellten wertzuschätzen, sie angemessen zu entlohnen und ihnen das Gefühl zu geben, dass ihre Arbeit von Wert ist. Wenn jedoch intern das Gefühl herrscht, es würde nicht die tatsächliche Leistung, sondern nur die grundsätzliche Idee der Neuerung entlohnt werden, entsteht selbstverständlich Unzufriedenheit zwischen den Mitarbeitern. Es motiviert nicht das Bestmögliche aus einem Feature zu machen, sondern lediglich ein Feature zu machen. Ein Wertungssystem, das eszu hinterfragen gilt.

Extra fun: people internally usually warn about this shit, complain about it, file bugs about shitty performance, etc. It is ALL ignored. Most people who’ve been here for over a few years have given up filing bugs even. Because the reply is always the same: „you’re not the target audience“! And we all know it! We all do! Some quit when they realize it, others just begin optimizing for promotion as opposed to optimizing for what is good for the user or the company.

Es ginge auch anders

Google verliert an Vertrauenswürdigkeit. Die Nutzer werden skeptisch, die Mitarbeiter sind es auch. Big Player scheinen immer unangefochten zu thronen, doch ist das Internet schnelllebig und weiß dies genauso zu ändern, wenn auch Google tatsächlich so groß ist, dass das Unternehmen sich überdurchschnittlich viele Fehler erlauben darf. Sofern das Großunternehmen seinen Platz als Big Player also beibehalten möchte, sollte es eventuell die Feedback-Kultur nicht nur auf schnelle Launches und neue Designs richten, sondern auch hören, was Mitarbeiter und Nutzer zurzeit zu sagen haben. Vielleicht gewinnt Google dann seine zuvor bestehende Sympathie zurück und darf sich zukünftig über ein höheres Ranking bei Axios freuen.

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