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Büroalltag
Vom Konflikt hin zum Mobbing am Arbeitsplatz – Die Grenze dazwischen ist oft sehr schmal!

Vom Konflikt hin zum Mobbing am Arbeitsplatz – Die Grenze dazwischen ist oft sehr schmal!

Ein Gastbeitrag von Susan Schütze und Sabrina Zill | 12.06.19

Wo viele Menschen aufeinandertreffen, entstehen Konflikte. Das ist völlig normal. Wann aber entwickelt sich ein normaler Konflikt zu einem Fall von Mobbing?

In Unternehmen arbeiten viele Menschen eng zusammen. Oft es leider auch so, dass, anstatt gemeinsam an Erfolgen und an Zielen zu arbeiten, sich viele Menschen eher mit Konkurrenzdenken, Anfeindung und Ausgrenzung begegnen. Dabei geht es immer auch ein Stück weit um Geld, Macht und Karriere. Konflikte gehören nun mal auch zum (Arbeits-)leben dazu. Wo Menschen aufeinander treffen, herrscht grundsätzlich erstmal Konfliktpotential, denn wir können gar nicht immer einer Meinung sein. Jeden Tag aufs Neue sind wir mehr oder weniger gezwungen uns mit unseren Kollegen oder unserem Chef auseinander zu setzen. Dabei ist es völlig egal ob es menschlich passt oder nicht. Wichtig ist nur, dass das Team gut zusammenarbeitet und das Unternehmen zum Erfolg führt. Aber: Wenn die Arbeit schlecht organisiert oder gestaltet ist, dann gehören Stress, Druck aber auch Unterforderung und Langeweile zur Tagesordnung der Beschäftigten. Kein Wunder, dass gerade hier ein großes Konfliktpotenzial gegeben ist. Schon eine ungespülte Kaffeetasse in der Büroküche oder persönliche Antipathien können Anlass für einen Konflikt sein.  

Der Blick auf die Ursachen fehlt

Dabei liegt der Fokus in der Regel auf der persönlichen Auswirkung und deren Folgen, weniger auf deren Ursache. Der Alltag ist voll von Konflikten, was daran liegt, dass jeder Mensch in seiner individuellen Vorstellungswelt gefangen ist. Jeder hat seine individuelle Wahrnehmung, Sichtweise und Wertvorstellung, die mit denen der anderen kollidieren. Konflikte in Unternehmen entstehen vor allem durch Kommunikationsfehler, mangelhafte Informationen, eingeführte, aber nicht gelebte Regeln, nicht wahrgenommene Verantwortung oder durch Über- oder Unterforderung.

Am Arbeitsplatz (und fast überall anders auch) finden sich meist zwei Formen von Konflikten, Sachkonflikte oder persönliche Konflikte. Beim Sachkonflikt bezieht sich der Konflikt auf Entscheidungen, Ideen und Aktionen. Beim persönlichen Konflikt geht es um Bedürfnisse und Wünsche persönlicher Art, die nicht erwartungsgemäß erfüllt werden. Hierbei spielen die in der Thematik hervorgerufenen Gefühle eine wichtige Rolle. Das sind dann Konflikte, bei denen es um die persönliche Wertschätzung geht. Die Konflikte selbst sind oft auch nicht unbedingt problematisch, sie können sogar kreatives Denken, Veränderungen und neue Ideen fördern – wenn sie nicht ausarten. Um diese Konflikte rechtzeitig zu lösen, braucht es also einen Vermittler, der die beiden Konfliktparteien wieder aufeinander zu führt und eine Lösung findet, mit der die Betroffenen leben können. Klingt erst einmal, nach der Rolle einer Führungskraft? Das ist sie auch im Idealfall.

Wann wird ein Konflikt zu Mobbing?

Nicht jeder Vorfall, der einem selbst übel aufstößt, ist gleich eine gezielte Diskriminierung. Nur weil einer der Kollegen dich an einem Morgen nicht grüßt, bedeutet das nicht gleich, dass du gemobbt wirst. Angreifende Handlungen wie Schikane, Demütigung oder Psychoterror müssen über einen längeren Zeitraum erfolgen. Und genau da endet der Konflikt und das Mobbing beginnt.

Am Anfang des Mobbings steht eine ungelöste Auseinandersetzung. Wird an dieser Stelle kein klärendes Gespräch geführt, so entwickelt sich der Streit weiter und es kommt zu Schuldzuweisungen und ersten verbalen Angriffen. Diese intensivieren sich dann mit der Zeit, der eigentliche Konflikt gerät in Vergessenheit und das Mobbing-Opfer rückt immer mehr in den Fokus der Attacken. Diese bleiben oft nicht ohne Folgen und entwickeln sich zu psychischer Abgeschlagenheit gefolgt von Fehlern, die arbeitsrechtlich nicht selten auch Negatives mit sich ziehen. An dieser Stelle sucht der Betroffene sich dann ärztlichen Rat und meist ist dann auch das Ziel der Mobber erreicht: Das Opfer verlässt den Arbeitsplatz.

Fehlzeiten, Fluktuation und eine geringe Leistungsfähigkeit verursachen hohe Kosten für ein Unternehmen. Durch Mobbing ist nicht nur die Leistungsfähigkeit und Produktivität des Einzelnen gefährdet, sondern auch die des Teams und sogar einer ganzen Abteilung. Außerdem kann es dadurch auch zu schweren Image-Schäden kommen. Genau aus diesen Gründen sollten Unternehmen nicht nur bereits bestehendes Mobbing bekämpfen, sondern im besten Fall auch gleich vorbeugenden Maßnahmen treffen. Es liegt besonders in der Verantwortung der Vorgesetzten, unüberbrückbare Gräben erst gar nicht entstehen zu lassen.

Vorsorge ist besser als Nachsorge

Eine offene Gesprächskultur kann dabei helfen, Mobbing gar nicht erst entstehen zu lassen. Wichtig bei der Gestaltung oder auch Umgestaltung der Gesprächs- oder Unternehmenskultur ist, dass die Mitarbeiter von Anfang an mit einbezogen und von der Führungskraft vorgelebt werden.

In der Kommunikation spielen neben inhaltlichen auch emotionale Elemente eine wichtige Rolle. Eine wohlüberlegte Wortwahl hat schon so manchen Streit verhindern können. Kommuniziere als Führungskraft in “Ich”-Botschaften, bleibe authentisch und vermeide Angriffe. Damit setzt du den ersten Grundstein für eine wertschätzende Kommunikation innerhalb des Unternehmens.

Meinungsverschiedenheiten gehören sofort angesprochen und am besten im selben Atemzug auch geklärt. Dafür bietet es sich an, zusammen mit den Mitarbeitern ein Schlichtungsmodell für Konflikte zu entwickeln. Am besten findet ihr ein Modell, mit dem jeder im Unternehmen zurechtkommt.

Hier noch weitere praktische Tipps zur Vorbeugung von Mobbing:

  • Mitarbeiter früh für das Thema sensibilisieren – auch in Krisenzeiten
  • Führungskräfte besser schulen
  • Entscheidungsprozesse möglichst transparent halten
  • Mitarbeiter möglichst mit in für sie wichtige Entscheidungen einbeziehen
  • Defizite bei der Arbeitsorganisation abbauen
  • Aufgaben und Verantwortlichkeiten klar definieren
  • Anonyme Befragungen im Unternehmen durchführen, um ein allgemeines Stimmungsbild zu erhalten
  • Eine Betriebsvereinbarung zum Schutz vor Mobbing abschließen

Bei der Umsetzung dieser Tipps ist eins besonders wichtig: Die Mitarbeiter mit einzubeziehen und ihnen aktiv zuhören!

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