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Büroalltag
Keine Lust auf Überstunden? So kannst du dich wehren und vorbeugen

Keine Lust auf Überstunden? So kannst du dich wehren und vorbeugen

Michelle Winner | 30.07.20

Viele Arbeitnehmer in Deutschland leistet Überstunden - und das nicht immer freiwillig. Wir erklären dir, wie du sie reduzieren kannst und was du dafür wissen musst.

Überstunden gehören für viele Arbeitnehmer in Deutschland längst zum Arbeitsalltag. Viele kommen morgens etwas früher ins Büro oder gehen abends später nach Hause. Doch wieso werden Überstunden oft unkommentiert und unbezahlt in Kauf genommen? Ist es der Druck durch Kollegen und Arbeitgeber? Der eigene Ansporn? Und die wichtigste Frage: Wie lernst du, auch mal „Nein“ zu sagen und Überstunden abzubauen? Auf eben diese Fragen haben wir einen genaueren Blick für dich geworfen.

Wie viele Überstunden machen Arbeitnehmer in Deutschland?

Insgesamt sind es 70 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland, die regelmäßig Überstunden leisten. Dabei beträgt die wöchentliche Arbeitszeit im Durchschnitt 41,5 Stunden – also gar nicht so weit weg, von der klassischen 40-Stunden-Woche. Und auch im europäischen Vergleich entspricht dieser Wert exakt dem Durchschnitt. Die meisten Arbeitsstunden leisten hingegen die Griechen (44,2 Stunden), dicht gefolgt von Österreich (43 Stunden) und dem Vereinigten Königreich (42,9 Stunden). Beim Betrachten dieser Werte ist jedoch wichtig zu wissen, dass es sich um den Durchschnitt handelt und dieser wenig über die individuell geleisteten Überstunden verrät. Etwas aufschlussreicher ist hingegen der Blick auf die einzelnen Branchen.

Infografik: In Berlin und Hamburg fallen die meisten Überstunden an | Statista

Insgesamt werden im Durchschnitt drei Überstunden pro Woche geleistet. Die meisten Überstunden werden in Unternehmensberatungen (5,18 Stunden), der Konsum- und Verbrauchsgüterbranche (4,49 Stunden) und im Bereich Logistik und Transport (4,23 Stunden) geleistet. Auch hier gilt wieder zu beachten, dass in die einzelnen Werte auch die Angaben von Personen fließen, die keine Überstunden leisten und die Zahlen dadurch niedriger ausfallen. Die tatsächlichen Werte sind oft noch höher: So ist es nicht unüblich, dass es beispielsweise im Gesundheitswesen auch zu 49 bis 59 Arbeitsstunden pro Woche kommen kann, in einigen Extremfällen sogar zu 80. Und auch in anderen Branchen können es je nach Arbeitnehmer auch bis zu zehn Überstunden pro Woche werden.

Infografik: Wer die meisten Überstunden macht | Statista

Doch wieso werden Überstunden in Kauf genommen?

Obwohl es gesetzliche Vorgaben zur maximalen Tagesarbeitszeit gibt, überschreiten vielen Arbeitnehmer die festgelegten acht Stunden und gehen in Ausnahmefällen sogar auf zehn Stunden. Darunter auch viele Berufstätige, für die keine Ausnahmeregelungen gelten. Ein Grund dafür, dass die Überstunden in Kauf genommen werden, ist ein weit verbreiteter Irrglaube: Wer viel arbeitet, leistet auch viel. Diese Einstellung ist heutzutage jedoch schlichtweg falsch, denn niemand arbeitet acht Stunden oder mehr am Stück konzentriert durch. Abgesehen davon führt aber auch Druck von außen zu Überstunden. Wenn beispielsweise die Kollegen länger bleiben und man selbst pünktlich Feierabend macht, kann das zu schiefen Blicken, Missgunst oder gar waschechten Streits führen.

In einigen Fällen sieht es auch der Arbeitgeber als selbstverständlich an, dass seine Mitarbeiter länger arbeiten als vertraglich festgelegt – oft ohne Ausgleich. Doch häufig werden Überstunden auch freiwillig geleistet: 60 Prozent der Arbeitnehmer sprechen sich sogar gegen die Begrenzung der täglichen Arbeitszeit aus und hätten lieber ein wöchentliches oder monatliches Limit. So könne für mehr Flexibilität gesorgt werden und man müsse sich als Arbeitnehmer nicht schuldig fühlen, wenn man doch einmal länger am Projekt saß.

Wie lassen sich Überstunden reduzieren?

Wenn du bemerkst, dass du es mit den Überstunden vielleicht etwas übertreibst, dein Privatleben darunter leidet oder deine Psyche die Notbremse zieht, dann wird es Zeit zu reagieren. Als erstes solltest du dir bewusst machen, dass du nicht zur Leistung von Überstunden verpflichtet bist. Jetzt musst du nur noch lernen, dich dagegen zu wehren:

1. Lerne „Nein“ zu sagen

Eine der wichtigsten Regeln in puncto Selfcare ist auch beim Thema Überstunden entscheidend: Du musst lernen nein zu sagen. Du bist niemandem etwas schuldig, außer dir selbst. Und auch wenn du Angst davor hast, jemanden hängenzulassen oder zu enttäuschen – dein eigenes Seelenwohl geht vor. Und wenn die Überstunden negative Auswirkungen haben, ist es dein gutes Recht dich dagegen zu wehren. Gute Kollegen werden Verständnis für deine Situation zeigen und deine Entscheidung akzeptieren. Du musst nur den Mut fassen, das Nein klar und deutlich auszusprechen.

2. Plane deinen Arbeitstag

Entstehen deine Überstunden mehr oder weniger aus Versehen? Du merkst gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht? Oder ist es eher so, dass du dich leicht ablenken lässt, Zeit vertrödelst und deshalb aus Schuldgefühlen Überstunden leistest? So oder so kann es dir in diesen Fällen helfen, deinen Arbeitstag durchzuplanen. Lege dir eine Art Stundenplan an, in dem du Zeiträume für Aufgaben und Pausen festlegst, aber auch Meetings und Telefonate. Ganz wichtig ist außerdem, immer etwas Freiraum für das Unerwartete oder Aufgaben, die eventuell doch länger dauern, zu lassen. Mit einem strukturierten Arbeitstag verhinderst du Leerlaufphasen und Ablenkungen – und am Ende so auch Überstunden.

3. Sei nicht ständig erreichbar

Ein Problem, das bei vielen Arbeitnehmern zu Überstunden führt, ist die ständige Erreichbarkeit. Denn Überstunden werden nicht nur im Büro abgeleistet, sondern auch zu Hause. Das digitale Arbeiten ermöglicht es oft, auch mal ein paar Aufgaben mit nach Hause zu nehmen und dort nachzuarbeiten. Aber auch Telefonate mit Arbeitsbezug, Probleme im Firmenchat lösen oder das Beantworten von Mails sind Arbeiten, die du nicht mehr nach Feierabend erledigen solltest. Denn so führt die ständige Erreichbarkeit dazu, dass du Überstunden leistest.

4. Wehre dich gegen deinen Arbeitgeber

Verlangt dein Vorgesetzter regelmäßig Überstunden ohne, dass es entsprechende Absprachen oder einen Ausgleich gibt, hilft am Ende manchmal nur noch das Verpetzen. Klingt kindisch, ist aber dein gutes Recht. Denn nicht umsonst gibt es gesetzliche Regelungen zur Arbeitszeit. Wende dich also beispielsweise an eine Gewerkschaft oder die Gewerbeaufsichtsbehörde, achte dabei aber unbedingt auf Anonymität. Andernfalls könnte dein Arbeitgeber dir die Aktion übel nehmen und einen Konflikt provozieren.

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