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Digitalisierung
Über 100 Euro weniger pro Tag: So schadet die Digitalisierung Frauen

Über 100 Euro weniger pro Tag: So schadet die Digitalisierung Frauen

Michelle Winner | 26.02.19

Auswertungen zeigen, dass in digitalisierten Branchen die Karrierechancen und Gehälter von Frauen geringer sind. Hält der technische Fortschritt also die Gender Pay Gap offen?

Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen sind ein allgegenwärtiges Thema unserer Gesellschaft. Die Gender Pay Gap wird häufig thematisiert und auch wir haben schon oft darüber berichtet, wie Frauen grundlos weniger verdienen als Männer in vergleichbaren Positionen. Beziehungsweise, weniger verdienen, einfach weil sie Frauen sind. Studien haben gezeigt, dass die Lohnlücke in bestimmten Branchen besonders groß ist. Zu diesen zählen vor allem technische Berufe, der IT-Bereich, aber auch die Wirtschaft selbst. Und auch das seit längerem verabschiedete Entgelttransparenzgesetz, dessen Aufgabe die Verkleinerung der Pay Gap ist, konnte bisher wenig ausrichten. Nun berichtet der Spiegel, dass es besonders die Digitalisierung ist, die den Karrierechancen und Gehältern von Frauen schadet.

Je digitalisierter die Branche, desto größer die Lohnlücke

Laut den Daten des Statistischen Bundesamtes und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wird das Schließen der Gender Pay Gap durch die immer weiter fortschreitende Digitalisierung aufgehalten. Und auch in puncto Karriere werden den Frauen Steine in den Weg gelegt. Die Analyse der Daten erfolgte auf Anfrage der Linken. Während es in weniger digitalisierten Branchen, wie Einzelhandel und Gastronomie, geringere Lohnunterschiede gibt, sticht vor allem der IT-Sektor negativ hervor. Dieser ist nicht nur überwiegend mit männlichen Arbeitnehmern besetzt, sondern weist eine riesige Pay Gap auf. Und das bereits seit Jahren. So gab es 2017 einen Gehaltsunterschied von 170 Euro zwischen Frauen und Männern in der IT- und Kommunikationsbranche. Wohlgemerkt pro Tag, nicht pro Monat. Weibliche Arbeitnehmer verdienten damit 38 Prozent weniger Geld als die männlichen Kollegen. In der Gastronomie lag der Wert hingegen bei „nur“ 15 Prozent.

Die Annahme, dass durch die Digitalisierung der Lohnabstand zwischen Männern und Frauen schneller abnimmt, lässt sich mit diesen Zahlen nicht bestätigen.

So zumindest die Reaktion von Jessica Tatti (Linke). Um die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gender Pay Gap genauer zu analysieren, braucht es jedoch noch aktuellere Daten. So gab es im letzten Jahr in der Tat Berichte, die eine Verminderung der Lohnlücke bestätigten und statistisch belegten. Definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Jedoch sind es gerade Technik und IT, die ganz klar männerdominiert sind. Und damit ist nicht gemeint, dass durch tendenzielle Interessenunterschiede mehr Männer in diesen Bereichen tätig sind, sondern dass Frauen, die sich bewusst für diese Branche entschieden haben und gleiche Qualifikationen mitbringen, weniger verdienen. Zur Unterstreichung dessen hier noch einmal eine Statistik aus dem letzten Jahr.

Infografik: Wie weiblich ist die IT? | Statista
Besonders die Vermögensunterschiede zwischen Unternehmerinnen und Unternehmern sind erschreckend.

Der Weg zur Gender Equality bleibt lang

Wie bereits erwähnt, scheiterten viele Maßnahmen zur Schließung der Pay Gap bisher kläglich. Besonders über das Entgelttransparenzgesetz lässt sich ein ernüchterndes Resümee ziehen. Es findet kaum Anwendung und bringt nur wenige positive Effekte mit sich. Umso wichtiger ist es, dass sich Menschen aktiv für eine Gleichbezahlung von Frauen und Männern einsetzen. Es heißt Awareness schaffen. Denn erst, wenn sich die betroffenen Arbeitgeber darüber bewusst werden, dass in ihrer Lohnpolitik etwas falsch läuft, kann aktiv dagegen vorgegangen werden. Im letzten Jahr schrumpfte die bereinigte Gender Pay Gap von 5,2 auf 4,5 Prozent. Diese Zahl erscheint klein, basiert jedoch auf der reinen Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Deshalb bleibt zu hoffen, dass sich 2019 noch mehr Unternehmen der Problematik annehmen und so dazu beitragen, dass die Lohnlücke weiterhin schrumpft. Digitalisierung hin oder her.

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