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Human Resources
Der Unmarked Case: Wie Diskriminierung bei der Jobsuche eine Chancenminderung verursacht

Der Unmarked Case: Wie Diskriminierung bei der Jobsuche eine Chancenminderung verursacht

Toni Gau | 07.11.19

Eine dunklere Hautfarbe, psychische Krankheiten und jegliche Abweichung der Norm. Alles Aspekte, welche die Jobsuche unnötig schwer machen können.

Teils erweist die Jobsuche sich als ein unnötig kompliziertes Prozedere – und Diskriminierung oder Vorurteile leisten hierbei oftmals ihren Beitrag. Es reicht, nur gelinde von der Norm abzuweichen und die Chancen auf einen Job sehen sich automatisch gemindert, wie auch karrierebibel berichtet. Eine Form der Ausgrenzung findet statt und die Jobsuche wird auf einmal zu etwas Exklusivem. Gibt es denn irgendetwas, was man dagegen tun könnte?

Der Unmarked Case

„Von der Norm abweichend“ ist erst einmal eine relativ vage Aussage für das Verständnis vom Zustandekommen der Diskriminierung. Dementsprechend lohnt es sich, einen Blick auf eine in der Linguistik begonnene, doch in der Soziologie häufig besprochenen Theorie zu werfen: dem sogenannten Unmarked Case.

Diesem zufolge, können wir bestimmten Personengruppen eine sogenannte Markierung zuschreiben; eine soziale Benachteiligung. Der Ausgangspunkt hierfür, um Markierungen zu tätigen, ist die erst einmal unmarkierte Personengruppe: Weiße, heterosexuelle Männer, welche sich dem ihn gegebenen Geschlecht zugewiesen fühlen, sprich nicht transsexuell sind. Es lassen sich also erst einmal vier Eigenschaften festlegen: weiß, hetero, männlich, cis (=sich dem gegeben Geschlecht zugehörig fühlend). Diese Personengruppe sei diejenige, welche aufgrund ihrer Gegebenheiten am wenigsten diskriminiert wird. Sie statuiert die Norm. Umso mehr Markierungen nun vorliegen, sprich je mehr Alternanzen bei den vier unmarkierten Eigenschaften getätigt werden, desto mehr soziale Nachteile erfolgen. Eine weiße, heterosexuelle cis-Frau, wird mehr diskriminiert, als der zuvor beschriebene Mann. Wäre diese Frau nun schwarz, würde sie noch mehr diskriminiert. Wäre sie nun zusätzlich lesbisch, würde sie noch mehr diskriminiert – und wäre sie abschließend eine Transfrau, würde eine noch größere Diskriminierung bestehen. Die Markierungen sind demzufolge alle Abweichungen von der Normen und Aspekte, welche zur Diskriminierung führen können – und das auch bei der Jobsuche. Wenn man dies nun ganz einfach subsumieren möchte, ließe sich schlichtweg die Aussage treffen, dass die Version des beschriebenen Mannes objektiv bessere Chancen bei der Jobsuche hätte als die zuvor hypothetisch strukturierte Frau trotz gleicher Qualifikationen. Folglich entsteht eine generelle Diskriminierung bei der Jobsuche. Weitere Aspekte wie psychische Krankheiten oder körperliche Auffälligkeiten, können hierzu ebenfalls beitragen.

Was tun?

Probleme wie diese beginnen oftmals, bevor man sich darüber überhaupt im Klaren ist. Nicht etwa erst beim Bewerbungsgespräch, sondern schon bei der Bewerbung selbst. Ein Bewerbungsbild, auf dem ersichtlich ist, dass man ein anderen Ethnie angehörig ist? Ein Name, der derartiges indiziert? Beim Bild könnte man dieses natürlich schlichtweg nicht beilegen, dem Gleichbehandlungsgesetz zufolge ist dies immerhin gar nicht erst nötig, wenn auch bei vielen Arbeitgebern weiterhin gerne gesehen. Beim Namen wird es schwieriger. Ein Pseudonym beilegen? Wohl eher nicht. Psychische Probleme könnte man ja noch verheimlichen, genauso wie die Sexualität. Und das mit dem Geschlecht? Na ja, vielleicht einen Bart aufmalen.

Man merkt, dass das alles keine richtig guten Optionen sind – und sich verstellen ist mehr als nur unschön. Letztendlich liegt das Problem hierbei schließlich bei der jeweils anderen Partei. Derjenigen, welche einen diskriminiert. Sich an diese anzupassen scheint schon überaus absurd. Am sinnvollsten wäre es natürlich, das Denken dieser Personen anzugehen, doch ist das ein langwieriger Prozess und hilft nicht bei der aktuellen Jobsuche. Mehr als ein selbstbewusstes und authentisches Auftreten seiner Selbst kann man kaum darbieten. Irgendetwas zu verheimlichen, intensiviert letzten Endes meist nur die Probleme am Arbeitsplatz und verursacht nur zusätzliche private Probleme. Es ist wichtig man selbst zu sein – und genauso wichtig ist es, darauf stolz zu sein. Wenn ein potentieller Arbeitgeber einen diskriminiert, dann ist es manchmal einfach nur am sinnvollsten den Job aufzugeben, so gut er auch sein mag, und der Person zu sagen, dass sie ihr Einstellungsverfahren vielleicht nochmal überdenken sollte – denn Diskriminierung hat am Arbeitsplatz schlichtweg nichts verloren. Das ist nichts, was man im Interesse des eigenen Jobs tolerieren muss.

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