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Human Resources|Unternehmenskultur
China: Startups stellen Frauen ein, um männliche Mitarbeiter zu motivieren

China: Startups stellen Frauen ein, um männliche Mitarbeiter zu motivieren

Maja Hansen | 13.06.18

Diese Frauen werden auch Cheerleader genannt. Und ja, diese Position ist genauso sexistisch wie es klingt.

Shen Yue arbeitet als Motivatorin für männliche Programmierer bei einer Verbraucherfinanzierungsgesellschaft in China. Ihre Aufgabe besteht darin, Software-Entwickler in ihrem Unternehmen bei Laune zu halten. Zu den Aufgaben zählen Unterhaltungen führen, sozialen Aktivitäten nachgehen oder die männlichen Angestellten massieren. Das berichtete jüngst die New York Times.

Frauen müssen bestimmte physikalische Attribute aufweisen

Zhang Jing stellte Shen als Motivatorin ein. Sie macht aber deutlich, dass für diese Stelle definitiv nicht jede Frau in Frage käme. Potentielle Kandidatinnen müssten bestimmte physikalische Attribute aufweisen, sich ausgezeichnet schminken können, eine bestimmte Größe haben und zusätzlich noch eine angenehme, sanfte Stimme mit einem ansteckendem Lachen besitzen.

Shen ist 25 Jahre alt und hat einen Abschluss in Bauingenieurswesen. Doch ihre jetzige Aufgabe besteht hauptsächlich darin, am Empfang gut auszusehen. Die junge Chinesin betonte gegenüber der Times, dass die Programmierer von Zeit zu Zeit wirklich jemanden bräuchten, mit dem sie reden könnten und der soziale Aktivitäten plante, um den Stress im Büroalltag zu mindern. Die Times berichtete außerdem, dass Shen zu männlichen Programmierern gehe, die abgemüht aussehen und ihnen sagen würde, dass das Unternehmen wolle, dass diese nun eine Massage von ihr bekommen sollten, auch wenn ihre Technik nicht großartig sei. Danach lache sie mit ihrem „ansteckenden Lachen“ und massiere ihre männlichen Kollegen an den Schultern.

19 Prozent der chinesischen Stellenanzeigen sind „suitable for men“

Das diese Anstellung von Shen offensichtlich sexistisch ist, kann man nicht von der Hand weisen. Wie Human Rights Watch vor kurzem herausfand, sind knapp ein Fünftel aller Jobausschreibungen in China mit alarmierenden Stichworten versehen. Dabei handelt es sich um offen diskriminierende Bezeichnungen:

  • „men only“
  • „men preferred“
  • „suitable for men“

Und die Firma, für die Shen arbeitet, ist lange nicht die einzige, die nach hübschen Frauen sucht, die männliche Mitarbeiter im Büro bei Laune halten. Der Bericht von Human Rights Watch enthält auch Beispiele von großen chinesischen Unternehmen, die die physischen Merkmale der weiblichen Angestellten zur Anwerbung von neuen männlichen Kandidaten zur Schau stellen würden. Dabei sei öfter die Rede von „hübschen Frauen an der Rezeption“ oder „Göttinnen im Unternehmen“. Diese Formulierungen werden dann noch mit Fotos von jungen weiblichen Mitarbeiterinnen untermalt. Beispielsweise Baido, Chinas größte Suchmaschine, wurde schon für viele Äußerungen in ihrer Werbung kritisiert. Unter anderem dafür, dass sie hervorhoben, dass die männlichen Angestellten jeden Tag so gern zur Arbeit kämen, da sie mit so schönen Frauen zusammenarbeiten könnten.

Hübsche Cheerleader schaffen eine gute Arbeitsatmosphäre

Bereits seit 2015 stellen chinesische Firmen Frauen ein, die einem bestimmten Phänotyp entsprechen, um die „Arbeitsatmosphäre zu verbessern“. Zu ihrem Job gehöre dann, den Männern im Unternehmen Frühstück zu bringen, sich mit ihnen zu unterhalten oder mit ihnen Tischtennis zu spielen. „Trending in China“ berichtet auf Facebook, dass die männlichen Angestellten laut den Chefs seit der Anstellung der Cheerleader deutlich effizienter seien und sich die Motivation deutlich verbessert habe. Da die Programmierer meistens nicht gut im sozialen Austausch außerhalb des Arbeitsplatzes seien, wirke sich die Präsenz der Frauen im Büro positiv aus.

https://www.facebook.com/trendinginchina/posts/603461796423974?pnref=story

Frauen zur Motivation – ein Trend zeichnet sich ab

Der 31-jährige Feng Zhiyi erzählte der Times, dass er neidisch geworden war, nachdem er die Fotos von den weiblichen Motivatorinnen für die Programmierer gesehen hatte. Nach diesem Vorbild stellte auch er eine Frau mit bestimmten physikalischen Attributen ein, um die Motivation seiner männlichen Angestellten zu steigern. Eine neue Position, die sich etablieren wird?

Eine Frau, die in dem Unternehmen arbeitet, in dem Shen als Motivatorin zugegen ist, erklärte gegenüber der New York Times, dass sie keine Probleme mit der Anstellung und den Aufgaben von Shen habe. Allerdings gab sie zu bedenken, dass die Firma auch einen männlichen Motivator einstellen könne. Daraufhin erwiderte einer ihrer männlichen Kollegen allerdings zynisch, dass es doch komisch sei, wenn ein Mann mit einem anderen Mann plaudern würde. Er machte seinen Unmut breit: „Ein bisschen peinlich, oder?“

Shen sagt: „Viele feministische Ideen sind zu extrem“

Shen Yue findet ihre Position mit den damit verbundenen Aufgaben allerdings nicht erniedrigend gegenüber Frauen. Sie meint, dass viele feministische Ideen ohnehin viel zu extrem seien. Sie glaube zwar, dass Frauen unabhängig, selbstständig und selbstbewusst sein sollten, aber das reiche dann auch.

Dass Firmen Maßnahmen treffen, um die Mitarbeiter zu motivieren und die Arbeitsatmosphäre zu verbessern, klingt erst einmal nach einer sinnvollen Idee. Doch dafür Positionen auszuschreiben, die ausschließlich für Frauen in Betracht kommen, ist problematisch. Spätestens bei dem Faktum, dass die Kandidatinnen ein gewisses Aussehen mitbringen müssen, wird es problematisch. Einen Beruf, in dem eine Frau mit einem sanften Lächeln und einer bestimmten Größe männliche Kollegen mit netten Gesprächen oder Massagen glücklich machen soll, nicht als diskriminierend zu betrachten, fällt schwer.

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