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New Work
Das Arbeitskonzept der Zukunft? 8 Stunden die Woche genügen zum Glück

Das Arbeitskonzept der Zukunft? 8 Stunden die Woche genügen zum Glück

Toni Gau | 25.06.19

Dass Arbeit zum eigenen Wohlbefinden beiträgt, ist allgemein anerkannt. Wie wenig es aber dafür bedarf, zeigt nun eine britische Studie.

Arbeiten tut gut. Es mindert die Gefahr psychischer Erkrankungen, gibt uns oftmals Identität und Selbstbewusstsein und beschäftigt uns im mitunter leeren Alltag. Acht Stunden täglich fünf Mal die Woche sind hierbei ein etabliertes System. Eine in Social Science & Medicine veröffentlichte Studie macht nun jedoch einen sehr subversiven Vorschlag: Gerade mal acht Stunden pro Woche reichen aus, um glücklich zu sein. Man müsse die Arbeit reduzieren. Doch wie sinnvoll ist dieser Vorschlag und welche Auswirkungen könnte er innerhalb der Arbeitswelt haben?

Die Studie und ihr Aussagegehalt

70.000 Briten im Alter von 16 bis 64 nahmen an ihr über neun Jahre hinweg Teil. Regelmäßig wurden Befragungen mit ihnen durchgeführt bezüglich ihrer Arbeitszeiten, Zufriedenheit, möglichen Schlaf- und Angststörungen sowie weiteren Faktoren zur psychischen Gesundheit. Das Arbeiten selbst birgt viele Vorteile fürs mentale Wohlergehen wie beispielsweise soziale Kontakte oder auch eine tägliche Routine. Das alles wirkt sich positiv auf die eigene Psyche aus und lässt sich als die Vorzüge der Arbeitswelt bezeichnen. Das Ergebnis dieser Studie macht nun allerdings klar, wie wenig Arbeit es tatsächlich braucht, um diese Vorteile erfahren zu können. Bereits eine Beschäftigung von acht Stunden wöchentlich soll genügen, um die Gefahr auf psychische Erkrankungen um 30 Prozent zu mindern. Bei mehr Arbeitszeit die Woche lässt sich keine nennenswerte Steigerung feststellen. Die Vorteile sind vollkommen bei diesen acht Stunden erreicht, wobei man gegebenenfalls Gefahr laufen könnte, sich beispielsweise nicht ausgelastet zu fühlen.

Eine neue Arbeitswoche?

Die 40-Stunden-Arbeitswoche ist nun seit geraumer Zeit ein etabliertes System. Ihre Ursprünge findet sie in der industriellen Revolution. Zuvor waren Arbeitszeiten von 10 bis 16 Stunden am Tag nicht unüblich, woraufhin man die Dreiteilung des Tages einforderte. Jeweils acht Stunden für Erholung, Schlaf und natürlich Arbeit. Mit Teilzeitarbeit und Minijobs wurde dieses Konzept zwar aufgerüttelt, doch niemals abgeschafft. Dass ein Minijob denselben psychischen Gehalt wie ein Vollzeitjob hat, geht nun aus dieser Studie hervor. Natürlich will die Studie nicht den Vorschlag machen, dass wir alle nur noch einmal die Woche acht Stunden arbeiten. Die Arbeitswelt wie wir sie kennen, würde nicht mehr funktionieren, genauso wenig wie die Arbeitswelten, die wir nicht kennen. Es wird lediglich der Vorschlag gemacht, dass die Arbeit besser aufgeteilt werden muss. Es liege ein Problem vor, wenn Leute, die willig sind zu arbeiten, dem nicht nachgehen können, obwohl bereits acht Stunden ausreichen würden, um ihr psychisches Wohlergehen sicherzustellen. Arbeitslose seien somit das Opfer des momentanen Systems. Daiga Kamerāde, Arbeitswissenschaftlerin an der Universität Stanford, sagt dazu Folgendes:

Wenn nicht genug Arbeit für alle da ist, die arbeiten möchten, müssen wir die geltenden Normen überdenken. Dazu gehört die Verteilung der Arbeitszeit, sodass alle die psychischen Vorteile eines Jobs bekommen, selbst wenn das bedeutet, dass wir alle viel kürzer arbeiten.

Der Vorschlag bezieht sich also auf insgesamt kürzere Arbeitszeiten, nicht, dass wir alle nur noch wöchentlich acht Stunden arbeiten.

Wie ließe sich dies durchsetzen?

Mehr Teilzeitarbeit oder folgerichtig Minijobs seien selbstverständlich eine Option, im Gegensatz zur momentanen Vollzeitwoche. Ein fünftägiges Wochenende, zumindest für einige, sei somit quasi eine der Möglichkeiten zur Umsetzung einer neuen Arbeitswelt. Wichtig ist schlichtweg, dass Arbeit sich besser verteilen ließe, der Aussagen der Forscher zufolge. Die Reduktion der Arbeitszeit müsse hierfür konsequent durchgesetzt werden, um den sozioökonomischen Ungleichheiten entgegenzuwirken. Ein wesentlich erstrebenswerteres Ziel sei jedoch die Vier-Tage-Woche, sprich ein Tag mehr Wochenende. Brendan Burchell zufolge, Soziologe an der Universität Cambridge, sei dies innerhalb eines Jahrzehnts möglich, sofern man „Produktivitätsfortschritte statt mit höheren Gehältern mit einer Reduzierung der Arbeitszeit ausgleichen würde“, auch wenn viele wohl ein höheres Gehalt gegenüber weniger Arbeitszeit bevorzugen würden. Rasante Veränderungen seien nicht nötig.

Es wird heiß darüber debattiert, ob diese Veränderung notwendig ist. Viele sprechen hier von purer Faulheit, vor allem der jüngeren Generationen, welche nicht genug Fokus auf die Arbeit selbst legen würden, sondern nur auf das eigene Wohlergehen. Der Fokus läge also angeblich auf der Frage, was das notwendige Minimum sei, wobei es sich hierbei natürlich um eine sehr subjektive Argumentation handelt. Genauso wird die Frage der Kompetenz aufgeworfen. Mehr Leuten Arbeit bieten sei zwar wichtig, doch was, wenn diese Leute schlichtweg nicht qualifiziert genug sind? Wie sinnvoll der Vorschlag der Forscher ist, muss also definitv noch diskutiert werden.

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