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Social Media Marketing
BeReal für 500 Millionen Euro verkauft: Jetzt ist Werbung da

BeReal für 500 Millionen Euro verkauft: Jetzt ist Werbung da

Niklas Lewanczik | 10.07.24

Die innovative Social Media App BeReal wurde für eine immense Summer verkauft und zeigt Usern jetzt auch Ads an. Der Games Publisher Voodoo möchte mit der Plattform Geld verdienen, treue User dürften das kritisch sehen.

UPDATE

Erste User können in der BeReal App inzwischen Ads sehen. Auf iOS-Geräten sind die Anzeigen bereits sichtbar, in unserem Test mit einem Android-Gerät noch nicht. So gibt es auf der Plattform jetzt diverse Anzeigen, zum Beispiel mit dem CTA zur App-Installation, zu sehen.

Eine Ad auf BeReal, direkt zwischen User-Beiträgen, eigener Screenshot
Eine Ad auf BeReal, direkt zwischen User-Beiträgen, eigener Screenshot

Die Ads erscheinen direkt zwischen den Beiträgen der Kontakte von Usern – was diese bisher wenig erfreut, wie Posts auf Threads und Co. zeigen.

Beitrag von @jasmin.alex_
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Dieser Beitrag erschien erstmals am 12. Juni 2024.


Vor wenigen Jahren entwickelte sich die Social Media App BeReal für einige Zeit zu einer neuen Trend-App. Die App nimmt gleichzeitig Fotos von der Vorder- und Rückkamera des Smartphones auf und zeigt so gleichzeitig, wo sich User befinden und was sie tun. Die Visuals werden mit Kontakten geteilt und sollen grundsätzlich in den zwei Minuten nach der randomisierten Versendung der Aufforderung zum täglichen BeReal aufgenommen und online gestellt werden; es funktioniert aber auch nach Ablauf der Frist. BeReal möchte, wie der Name schon sagt, eine besonders authentische Seite der User zeigen und sich so von Instagram, TikTok und Co. absetzen. Diese Social-Media-Plattformen reagierten gar mit Kopien populärer BeReal Features, die sich aber nicht durchsetzen konnten. 2022 wurde die App gar zu Apples iPhone App des Jahres ernannt.

Auf Werbung und die Integration von Brands verzichtete man lange. Das veranlasste bereits Millionen User zum Download. Doch inzwischen hat die App mit „RealBrands“ auch Marken auf die Plattform geholt – und jetzt folgt der Verkauf an einen großen Games Publisher. Denn die User-Zahlen stagnieren und von Profitabilität ist BeReal noch weit entfernt. Deshalb soll jetzt auch Werbung her.

500 Millionen Euro für BeReal: Voodoo möchte das authentische Netzwerk pushen

Alexandre Yazdi, CEO von Voodoo und Aura, sieht in BeReal eine außergewöhnlich innovative App. Diese Einschätzung teilt sein Games-Publishing-Unternehmen Voodoo, das bereits auf über sieben Milliarden Downloads weltweit zurückblicken kann. Hypercasual Games wie Helix Jump gehören zum Repertoire des Unternehmens und sorgen insbesondere über In-App Ads für Umsatz. Mit der Übernahme von BeReal möchte Voodoo eine spezifische User-Basis ansprechen und diese langfristig auch monetarisieren. Über 40 Millionen monatlich aktive User hat BeReal offiziell – das aber auch schon seit einiger Zeit, das große Wachstum ist ausgeblieben.

Dennoch zahlt Voodoo rund 500 Millionen Euro, um die Plattform zu übernehmen, die besonders in Japan, den USA und Frankreich populär ist, aber auch im DACH-Raum eine User-Basis aufweisen kann. Voodoo möchte die eigene Diversifizierung vorantreiben, insbesondere im Bereich Consumer Apps. Alexandre Yazdi meint:

BeReal achieved incredible user loyalty and growth, showing there is a universal need to share real, unfiltered experiences with close friends. We are very excited to bring our teams together and leverage Voodoo’s know-how and differentiated technologies to scale BeReal into the iconic social network for authenticity.

Nun bedeutet diese Aussage womöglich, dass Voodoo BeReal mit Ads versehen möchte. Das berichtet auch der Social-Media-Experte Matt Navarra unter Berufung auf einen Beitrag der Financial Times. Darin bestätigt Yazdi den Plan.

Beitrag von @mattnavarra
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Im Blog Post von Voodoo gibt es keine klare Angabe zu potentieller Werbung. Doch das Wording in Bezug auf die „Beschleunigung der Produktentwicklung und des User-Wachstums“ deutet darauf hin.

BeReal steht vor einer neuen App-Erfahrung – zum Leidwesen der User?

Ob die BeReal Experience für die User also bald einer deutlichen Zäsur bevorsteht, ist noch unklar. Vorstellbar ist es allemal. Denn BeReal muss sich über kurz oder lang für eine Monetarisierungsstrategie entscheiden. Und da die App selbst noch kostenfrei ist, gibt es bisher kaum Umsatzpotentiale. Die Integration von Marken sollte diesbezüglich schon einen ersten Schritt hin zu mehr Relevanz für das Social Branding und Social Commerce darstellen.

Anfang des Jahres betonte das Unternehmen jedoch:

For those of you concerned that this is changing our focus, we can assure you that BeReal will always be about friends and close connections first.

Inzwischen sehen User Creator und Marken in einem dedizierten Entdecken-Bereich auf der Startseite der App und als Vorschläge in der Kontaktsuche. In diesen Bereichen könnte potentiell auch Werbung integriert werden. Branded BeReals von Marken sind ebenfalls vorstellbar. Der BeReal-Gründer Alexis Barreyat sagt zur Übernahme:

Voodoo has a proven track record of driving significant growth in mobile apps. Their resources and expertise will help bring BeReal on a sustainable growth path while continuing to deliver on its mission to create an authentic world that keeps you connected with the people you really care about.

Die App wird in den kommenden Wochen und Monaten also versuchen, die Balance zwischen innovativer User Experience und notwendigen Monetarisierungsfortschritten zu finden. Allerdings dann mit Aymeric Roffé als CEO, der bereits als CEO der Voodoo Social Media App Wizz in Erscheinung getreten ist. Barreyat wird nur noch kurzfristig die Übergangsphase begleiten. Dabei gilt es für Voodoo und BeReal, einen transparenten Weg bei der Kommunikation mit den Nutzer:innen einzuschlagen. Denn wenn diese plötzlich mit Ads im vergleichsweise begrenzten Interface konfrontiert werden, könnte das auch zur Abkehr von der App führen; vor allem, wenn keine anderen Incentives gesetzt werden, die die Ad-Integration aufwiegen könnten.

Wie BeReal Ads in einer App, die oft nur ein- oder zweimal pro Tag geöffnet wird, anpreisen würde, steht womöglich noch zur Debatte. Die Innovation von Barreyat und Co. dürfte zumindest zu Beginn noch als USP fungieren. Dann braucht es neue Lösungen.


BeReal

– ein neues Spielfeld für Marken und Content Creator?

© BeReal, Kerkez via Canva, Hände mit bunten Smartphones von unten, BeReal-Logo, Himmel im Hintergrund
© BeReal, Kerkez via Canva

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