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Vermarktungspause: Stern.de schweigt heute für Syrien
Screenshot der Startseite von stern.de am 07.10.2016

Vermarktungspause: Stern.de schweigt heute für Syrien

Anton Priebe | 07.10.16

Statt Nachrichten zeigt stern.de einen Tag lang Fotos aus dem Kriegsalltag in Syrien. Ein starkes Zeichen und eine ungewöhnliche Pause in Zeiten des Klickjournalismus.

Das Nachrichtenportal stern.de macht mit einer bemerkenswerten Aktion auf sich aufmerksam. Statt der alltäglichen News erwarten die Besucher heute auf der Startseite ausschließlich Bilder aus dem Syrienkrieg. Dazu ein emotional aufgeladener Text, der von der stern.de-Redaktion unterzeichnet ist.

Schweigen für den Krieg in Zeiten des Klickjournalismus

„Wir schweigen heute“, lautet die Überschrift auf der düsteren Landingpage von stern.de. Keine Nachrichten, nur ein Kommentar, der zu erklären versucht, warum die Journalisten sprachlos sind. Man habe nicht ausreichend über das Thema Syrien berichtet, könne es regelrecht nicht richtig fassen:

Weil uns die Bilder und Nachrichten von noch mehr Toten nicht mehr aufrütteln?

Weil das alles so weit weg ist – zumindest gefühlt?

Weil wir durch die Masse von schrecklichen Bildern und Nachrichten abgestumpft sind?

Wir diese Bilder nicht mehr an uns heranlassen, um uns vielleicht – bewusst oder unbewusst – selbst zu schützen?

Weil uns die Zeit fehlt, uns angemessen mit dem Thema auseinanderzusetzen?

Weil schon die nächste News, der nächste Aufreger, der nächste Shitstorm heranrollt?

Oder weil Syrien einfach nur nicht gut genug klickt?

Es ist wohl ein wenig von allem.

Statt den „journalistischen Reflexen“ nachzugehen und „lauter, schneller und mehr“ zu berichten, wird 24 Stunden lang geschwiegen. Nach den emotionalen Zeilen folgen unkommentierte Bilder, die das Leid der Menschen in Syrien einzufangen versuchen. Zerstörung, Tod und Trauer – Alltag in Aleppo.

Screenshot von der stern.de-Startseite
Screenshot von der stern.de-Startseite am 07.10.2016

Mit dieser Aktion steht natürlich auch die Vermarktungsmaschine des Portals still – keine Banner, keine Klicks (auf Anzeigen), keine Einnahmen. Die Redaktion kommentiert dies wie folgt:

Heute geht es nicht um Reichweite, Klicks und effiziente Vermarktung. Heute geht es uns darum, ein Zeichen zu setzen. Stumm. Und so der unerträglichen Sprachlosigkeit entgegenzubrüllen – indem wir sie einfach einmal zulassen.

Auch wenn die Navigationsleiste weiterhin funktioniert und die einzelnen Bereiche noch immer mit Werbeanzeigen versehen sind – eine starke Aktion des Magazins aus dem Hause Gruner + Jahr.

Kommentare aus der Community

Jan am 10.10.2016 um 11:22 Uhr

Das ist definitiv ein starkes Zeichen, dass für Aufmerksamkeit sorgt.
Aber warum erst jetzt?
Warum schweigt/e der Stern nicht für Afghanistan? Dort herrscht seit 2001 Krieg.
Warum schweigt/e der Stern nicht für Irak? Dort herrscht seit 2004 Krieg?
Diese Liste lässt sich leicht fortführen.
Der Unterschied ist, dass dort nicht US (NATO) Bomben hageln sondern auch nun russische.
Das ist nichts weiter als ein Stellvertreterkrieg zwischen USA/Israel (NATO), Saudis und Russland/Iran.
Wir sollten uns fragen, was da gerade in Aleppo geschieht? Wie kann es sein, dass der Staat Syrien es nicht schafft eine Stadt alleine einzunehmen. Woher hat die Bevölkerung die Waffen her?
Wer unterstützt diese Menschen mit Waffen? Auch wenn Assad ein „Diktator“ ist, ist das wirklich sein Ziel diese Stadt einfach zu zerstören? einfach nur so? Der eine schießt und der andere schießt zurück.
Wir wissen alle von wem Assad seine Rüstungsgüter hat – Russland und Iran.
Aber woher haben die Gruppierungen Ihre Waffen her?
Wer supportet IS/Daesh und die wie noch heißen mit Ihren neuen Toyota Landcruiser? Woher kommen diese Autos her?

Antworten
Krautsalat am 07.10.2016 um 10:16 Uhr

Wow, echt eine starke Aktion. Wobei sie durch diese Aktion natürlich rein gar nichts verlieren. Eher gewinnen. An Reichweite und letztendlich auch an Klicks.

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